Die sehnsüchtig erwarteten Herbstferien sind da, dieses Jahr mit dem unschönen Thema Covid-19. Eigentlich planten wir ins Aostatal zu fahren. Ich habe bereits vor Monaten einige ganz schöne Orte auf der Karte mit einer Stecknadel versehen. Oh diese wunderschönen Bergseelein, umgeben von schönen goldenen Lärchen. Und dann möchte ich einen Freund besuchen, den ich in Grönland kennengelernt habe. Doch die Ein- und Ausreise ist unsicher und das Wetter sieht nicht gut aus.
Ich sitze Zuhause und erarbeite einen neuen Plan. Mein Glück will, dass der Wetterbericht für das Aostatal ein ganz anderes Wettermodell anzeigt als noch vor wenigen Stunden. Die Webcams bestätigen, die Wolken klären sich langsam und die Schneefallgrenze ist weiter oben als befürchtet. Ich packe im Eiltempo meine Sachen und gehe einkaufen. Die Nacht bricht herein und ich fahre über Martigny durch den Grossen St. Bernhard Tunnel. Auf der italienischen Seite geht steil und kurvig durch die dunkle Nacht nach unten. Willkommen im Land, wo du das nachfahrende Auto so nahe wie sonst nirgends im Rückspiegel siehst. Es geht durch das Aostatal rauf nach Arpy. Ich erreich müde und erschöpft den kleinen Parkplatz, zu meinen Erstaunen bin ich alleine. Der frische Wind draussen gefällt mir aber gar nicht. Die Kälte und der Wind lässt die Seen früh gefrieren. Ich stelle den Wecker früh und lege mich schlafen, Schlaf benötige ich jetzt unbedingt.
Die Innenscheiben des Autos sind angelaufen als ich erwache. Draussen ist es dunkel und ich bin immer noch alleine auf dem Parkplatz. Es fällt mir heute etwas schwer, den warmen Schlafsack zu verlassen und in die Dunkelheit zum See zu laufen. Der Weg zum See ist eine breiter Feldweg, man könnte fast mit dem Auto hinfahren. So trotte ich im Stirnlampenlicht dem See entgegen. Die Lärchen am Wegrand wanken im Wind. Hoffentlich ist der See glatt und die Lärchen bereits gelb – Die Fragen drehen sich in meinem Kopf. Nach einer Stunde erreiche ich noch müde den romantischen kleinen Bergsee. Das Stirnlampenlicht färbt das Wasser grün und blau. Ich laufe über das gefrorene Ufer zum Ort, von wo man perfekt auf die umliegenden Berge sehen kann. Diese sind aber nicht sichtbar, der Nebel hüllt die hohen Gipfel ein. Der Wind peitscht über den See und von einer Spiegelung ist noch nicht viel zu sehen.
Es dämmert langsam und die ersten Berge werden sichtbar, der Nebel löst sich langsam auf. Normalerweise frischt der Wind zum Sonnenaufgang auf, heute ist es aber umgekehrt. Zu meinen Glück wird es praktisch windstill, nur ab und zu kommt eine kleine Böe. Ich bemühe mich die besten Standorte in der kurzen Lichtphase abzulichten. Es geht hoch und runter, ich renne durch die Gegend. Nach und nach kommt mehr Licht auf die Bergkette und es wird Tag. So ist es für mich Zeit, die Sachen zu packen und zurück zum Auto zu laufen. Auf dem Rückweg kommen mir die ersten Wanderer entgegen und es werden immer mehr. Als ich den Parkplatz erreiche, sind bereits viele Autos parkiert. Ich nehme meine Kochutensilien und geniesse in der Morgensonne, weit ab des Trubels, das Frühstück mit frischem Kaffee.
Über Mittag mache ich noch einen Ausflug bevor ich am Abend meinen Freund Edoardo treffe. Zu bester Pizza und guten Gesprächen geht der Tag zu Ende. Das Aostatal ist einmalig und ich werde hier hin zurückkommen. Leider wird das Wetter hier nun schlechter und so fahre ich zurück in die Schweiz nach Zermatt. Mal schauen ob der Herbst hier schon Einzug hält.
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