Vor uns liegt ein weiter Weg in den Yukon in Kanada. Bereits vor zwei Jahren haben wir nach Alaska diese Richtung eingeschlagen und schon damals wurden die Erwartungen übertroffen. In Tok, Alaska kaufen wir nochmals Wasser und tanken unseren Camper und los geht’s. Zuerst Richtung der Community Chicken, was für ein Ort, im Winter 6 Einwohner und im Sommer ca. 20. Unser Weg führt uns durch viel ehemaliges Waldbrandgebiet, aber auch hier sind die Herbstfarben der Sträucher einmalig, ein krasser Kontrast du den schwarz angesengten Bäumen.
Downtown Chicken besteht aus einem Café, Saloon, Liquor Store und Souvernirshop mit Tankstelle. Hier stoppen wir und essen unseren ersten Blueberrypie, leider nicht der Beste wie im Milepost (DER Alaska Travel Planer: Dick wie ein Telefonbuch und mit allen Kleinigkeiten rund um die einsamen Highways in Alaska) angepriesen. Wir sind im Goldgräbergebiet gelandet, überall wird in den Bächen nach Gold gesucht. Die Touristen können hier wie früher mit Pfannen nach Gold schürfen, die Einheimischen fahren da aber grösseres Geschütz auf. Mit Bagger und Pumpen werden die Bachbette umgekrempelt und kein Stein bleibt auf dem Anderen. Die Strasse zur Grenze führt über eine Schotterstrasse im schlechten Zustand, unsere Reisegeschwindigkeit wird durch die unzähligen Schlaglöcher und ausgespülten Trassees gebremst. Wir kommen nur schleppend voran und es bedarf an höchster Konzentration, die auf die Dauer ermüdend ist.
Ab der Verzweigung nach Eagle gehts weiter Richtung Kanada über den „Top of the Wold Highway“, welcher seinem Namen wirklich alle Ehre macht! Man fährt hier über die höchsten Hügelzüge und geniesst bei schönem Wetter eine enorme Weitsicht in die unendlich erscheinende Landschaft des Yukons. Die ersten paar Meilen fahren wir über einen neuen asphaltierten Highway auf der amerikanischen Seite. Nach dem Grenzübertritt nach Kanada wird die Strasse wieder zu einer Holperpiste. Die Aussicht ist aber atemberaubend und wir fahren gute 2h mit dieser Aussicht Richtung Dawson City.
Top of the world highway
On the top
Dawson City 1
Dawson City 2
Die ehemalige Goldgräber Stadt, übertrifft unsere Erwartungen total, wir fühlen uns in das Jahr 1898 zurückversetzt. Vieles sieht noch aus wie damals, die Stadt hat dank seiner Geschichte ihren Charme behalten. Uns zieht es aber weiter und wir werden auf dem Rückweg hier noch einen längeren Stopp einlegen. Das Wetter will sich für die nächsten Tage von seiner besten Seite zeigen und meldet nur Sonnenschein.
Der Tombstone Territorial Park liegt etwa 1.5h nördlich von Dawson City auf dem Dempster Highway. Wir haben schon einige Stories vom Dempster gehört, mit vielen platten Reifen und hoffen wir bleiben verschont. Der Sommer hier oben im Norden war sehr regnerisch, haben wir schon in Alaska gehört und wir sind froh, treffen wir es Wettertechnisch deutlich besser =) Dementsprechend gut ist auch der Zustand des Dempsters, es hat nur wenige Löcher und wir kommen gut voran.
Dempster Highway
Nach dieser Tagesetappe mit rund 500km gehen wir müde in unserem Truckcamper zu Bett. Die 3 nächsten Nächte verbringen wir im Park der vor allem für seine spitzigen Berge bekannt ist, welcher ihm auch den Namen „Patagonien des Nordens“ verschaffen hat. Uns erstaunt es sehr, hat es so viele Leute, alle wollen das schöne Wetter und den Indian Summer in dieser traumhaften Kulisse geniessen. Leider können wir das schönste Gebiete in der Tombstone Range nicht erkunden, da die wenigen Backcountry Campgrounds voll oder für uns im Moment unerreichbar sind. So bleibt uns diesmal der Blick in das schöne Hinterland versperrt.
Im Visitor Center gibt uns eine ältere Rangerin wertvolle Tipps. Auf anraten machen wir am ersten Tag eine Wanderung abseits der markierten Pfade zu einem See. Voll bepackt gehen wir einige Kilometer dem North Klondike River entlang. An der besten Stelle (denken wir zumindest) durchqueren wir den breiten eiskalten Fluss in unseren Teva’s. Völlig ausgekühlt wärmen wir dann unsere Füsse an der Sonne. Weiter geht es über Moosboden und durch Sümpfe. Die Schritte brauchen viel Energie, man sinkt 10-15cm im weichen Untergrund ein. Über die Hügelzüge gewinnen wir rasch an Höhe. Die letzten Kilometer führen durch mannshohe Sträucher die kratzen und die Sicht versperren. Ab und zu finden wir einen ausgetrampelten Wildpfad, auf dem man ausnahmsweise schnell vorwärts kommt, wenn man Pech hat jedoch einem Bären oder einem Elch begegnet. Von Weitem können wir zwischen den roten Sträuchern einen weiblichen Elch erblicken. Am Ziel haben wir einen tollen Ausblick in das umliegende Tal. Der Rückweg geht schneller und auch die Flussdurchquerung geht auch besser, da wir von oben eine bessere Stelle entdeckt haben.
Wandern abseits der Pfade
Moose
Müde aber erfüllt fahren wir ein wenig weiter nach Norden. Beim Nachtessen huscht ein Polarfuchs vor unserem Fenster vorbei, leider zu schnell für die Kamera, die noch vorne im Camper liegt. Die Nordlichtaktivität in diesen Tagen ist hoch und der Park liegt im Aktivitätsfeld. So verlassen wir um Mitternacht das warme Bett. Die ersten grünen Schweife sind am Horizont bereits zu erkennen, leider auch eine Wolkenfront die in der Nacht reingekommen ist. Eine halbe Stunde können wir das starke Nordlicht beobachten bevor die Wolken dieses einhüllt. Einfach wunderbar, aber ein bisschen zu kurz und zu bewölkt für perfekte Fotos. Die sehr kalten Nächte kühlen unseren Camper aus, zum Glück haben wir noch die Daunenschlafsäcke dabei, die uns wohlige Wärme spenden.
Blick in die Tombstone Range
Abendstimmung
Berge in der Dämmerung
Nordlicht 1
Nordlicht 2
Nordlicht 3
Nordlicht 4
Den letzten Tag verbringen wir noch mit einer Wanderung. Leider sehen wir hier auch nicht so viele Wildtiere wie erhofft, es ist halt Jagdsaison. So führt uns unser Weg wieder zurück nach Alaska für weitere Abenteuer. Der Tombstone Territorial Park und dessen Hinterland steht sicher auf der nächsten To-do Liste, ebenfalls den Dempster Highway bis Inuvik zu befahren. Der Yukon hat uns wieder überzeugt – wir kommen zurück!