Nach unserer längeren Reise letztes Jahr haben wir uns entschieden, die nächsten Ferien in der näheren Umgebung zu planen. Für mich kam da sofort die Toskana in die engere Auswahl. Zum Fotografieren ist die Hügellandschaft ideal und das Essen dort soll auch aussergewöhnlich sein – Also nichts wie hin!
So starten wir nun unsere Reise mit dem Auto in Richtung Toskana. Rund 700km durch die Schweizer Alpen und dann auf italienische Autobahnen, an die man sich zuerst gewöhnen muss. Der vorherrschende italienische Fahrstil ist nicht jedermanns Sache, vor allem nicht meine.
Montepulciano
Nach einer langen Fahrt erreichen wir unsere erste Destination Montepulciano. Wir haben uns für ein kleines schmuckes Hotel im Herzen der Altstadt entschieden. Eine gute Wahl, so können wir jeden Abend durch die engen Gassen schlendern und die kulinarischen Vorzüge der toskanischen Küche geniessen.
Podere Belvedere
Bereits am zweiten Tag unternehmen wir in aller Frühe einen Ausflug. Etwas nach vier klingelt uns der Wecker aus dem Schlaf, es geht los zum ersten Fotospot, einem Aussichtspunkt im Dorfe San Quirico d’Orcia. Nach kurzer Suche entdecken wir den gesuchten Platz in einem Olivenhain, der freie Sicht auf den Bauernhof Belvedere gibt. Wir sind nicht die Ersten, eine geführte Fotogruppe ist bereits mit dem Guide vor Ort und ein Osteuropäer gesellt sich auch noch zu uns. Später kommt noch eine grössere geführte Gruppe dazu, zu viele, nicht Alle haben freie Sicht. Hier zeigt sich, dass sich heute Dank dem Internet und dem Angebot an Fotoreisen viele Personen zur der Zeit mit dem besten Licht bei den Hotspots aufhalten. Aus dieser Gruppe kann ich mich nicht ganz rausnehmen, da ich ja meine Spot-Recherche auch über die vielfältigen Informationen im Internet mache. Jedoch ist erstaunlich, wie viele Leute mit dem gegoogelten Bild auf dem Mobiltelefon genau das Bild ablichten möchten, hier endet meinen Sinn für diese Art von Fotografie, da der eigene/einzigartige Bildaufbau ja ein wichtiger Teil der Fotografie ist. Ich glaube aber, dass ich mich an diese Szenen gewöhnen muss, vor allem wenn man zu den bekannten Spots geht.
Noch vor dem Sonnenaufgang schlängelt sich Bodennebel am Hügel der Podere Belvedere vorbei. Für mich geht damit ein Wunsch in Erfüllung, zusammen mit der Dämmerung ergibt sich eine super Bildstimmung.
Wir fahren nun weiter um noch im kühlen Morgen in der Region um Bagno Vignoni zu wandern. Die etwa drei-stündige Wanderung führt zum wunderschönen Castello di Vignoni und entlang der Pilgerstrasse „Via Francigena“. So treffen wir auf viele ältere Wanderer, die in entgegengesetzter Richtung pilgern, einige von ihnen wohl weiter bis nach Rom. Mit einer kurzen Siesta entfliehen wir nun der Gluthitze, dass Thermometer steigt gegen Mittag auf über 30°C.
Baccoleno
Bereits am späten Nachmittag machen wir uns zu einem weiteren Foto Hotspot in der Toskana auf. Das gehobene Hotel Agriturismo Baccoleno in der Nähe von Asciano ist bekannt für seine kurvenreiche Zypressenallee, die zum Hof führt. Kurz vor dem Sonnenuntergang wird der Spot von mehreren Gruppen Fotoreiseanbieter überrannt. Diese hetzen aber noch vor der besten Abendstimmung weiter, wohl zum nächsten Spot. Glück für uns, so geniessen wir den Sonnenuntergang oben auf dem Hügel zu zweit…
La Foce
Müde vom Vortag schlafen wir ein wenig aus und begeben uns erst gegen Mittag zum Anwesen „La Foce“, südlich von Chianciano Terme. Vorher besuchen wir den Wochenmarkt, wo vor allem Leder, Schuhe und Kleider feil geboten werden.
Nur wenig weiter unten von „La Foce“ hat man einen perfekten Ausblick auf den Bauernhof „Podere Casanova“ welcher über eine steile Zufahrt mit gewaltiger Zypressenallee geschmückt ist. Von hier aus wandern wir etwas mehr als drei Stunden zum Riserva Naturale Pietraporciana und zurück. Für uns ist der Naturreservat nichts Spezielles, die Bewegung tut aber bei all dem feinen Essen sehr gut.
Montalcino
Die Reise führt uns weiter in die Umgebung von Siena. Unterwegs halten wir im malerischen Städtchen Montalcino und dem nahe gelegnen „Tuscany Grove“, einem weiteren Fotohotspot in der Toskana. Leider sind wir über Mittag dort unterwegs, so sind die Lichtbedingungen schlecht. Ich weiche auf ein paar andere Motive in der Umgebung aus, eine gute Wahl wie sich später am Bildschirm zeigt. Gegen Abend erreichen wir unsere Unterkunft in Casole d’Elsa, ein kleines aber schmuckes B&B-Guesthouse, perfekt geführt von einem Ehepaar aus Siena.
San Gimignano
Nur wenige Autominuten von Casole d’Elsa liegt San Gimignano, eine Stadt, die durch seine vielen Türme bekannt ist – dem Manhattan aus dem Mittelalter. Am Abend finde ich auf die letzte Minute einen Aussichtspunkt, von dem man weit über die Rebberge auf die Stadt sehen kann. Auf dem Rückweg nach Casole d’Elsa fällt mir eine Villa auf, das eine schöne Zypressenallee hat. So unternehmen wir am nächsten Tag zum Sonnenuntergang einen Ausflug dort hin. Für mich einer der schöneren Spots der letzten Tage, vor allem da dieser unbekannt ist und wir so in aller Stille die eindrücklichen Abendfarben am Rande des Feldes geniessen können.
Cinque Terre
Die Rückfahrt in die Schweiz ist lang und so entscheiden wir uns kurzfristig, einen Zwischenhalt im Cinque Terre National Park zu machen. Zuerst schreckt uns ab, dass pro Jahr bis zu 2.5 Millionen Touristen die fünf malerischen Ortschaften an der steilen Küste besuchen. Es wäre nicht erstaunlich, wenn der Besucherstrom die nächsten Jahre reduziert wird. Das Auto stellen wir bereits in La Spezia ab und fahren bequem innert 10 Minuten mit dem Zug nach Manarola. Zum letzten Mal in diesen Ferien lassen wir uns noch mal so richtig von der italienischen Küche verköstigen. Hier am Meer sind die Meeresfrüchte und Fische besonders lecker und die Umgebung fügt den Rest für einen gemütlichen Ferienabschluss hinzu. Später am Abend gesellen wir uns zu den restlichen Fotografen, die auf den Sonnenuntergang warten. In Reih und Glied warten wir alle auf den Moment, der leider nicht ganz eintrifft. Wieder Mal hat sich im Westen ein Wolkenband vor die Sonne gesetzt und so bleibt der dramatische Sonnenuntergang aus. Dennoch nehme ich ein paar Schnappschüsse vom einmalig gelegenen Dorf mit nach Hause.
Am nächsten Morgen weckt uns die nahe Kirche und der Hahn in der Nachbarschaft früh auf. So geht es noch vor den anderen Touristen zurück nach La Spezia und von dort mit dem Auto ab nach Hause – bis zum nächsten Mal.