Zurück geht es den gleichen Weg über den Top of the World Highway, Grenzübertrtitt in die USA, Chiken, Tok bis nach Glenallen. Leider ist das Wetter nicht mehr so optimal und es regnet leicht. Die Fahrt ist sehr lange, wir kennen uns von der letzten Reise hier aus und so übernachten wir auf einem nicht sehr bekannten Turnout.
Ein paar Meter entfernt ist ein Aussichtspunkt hoch über dem Klutina River. Gegen Abend klärt sich der Himmel auf und pünktlich zum Sonnenuntergang wird die Sicht auf den erloschenen Vulkan Mount Drum klar. Der imposante mit Schnee und Gletscher bedeckte Berg ragt weit aus dem umliegenden Waldgebiet auf. In der sternenklaren Nacht können wir erneut Nordlichter beobachten. Leider sind wir fast ausserhalb des Aktivitäten-Felds und so sieht man eher einen grünen Strich am Horizont. Da die Lufttemperatur hier aber einiges wärmer ist als weiter im Norden halten wir es hier länger an der frischen Luft aus, bevor wir zurück ins warme Bett gehen.
Mt. Drum in der Abenddämmerung
Mt. Drum in der Abenddämmerung
Nordlichter über Mt. Drum
Nordlichter über Mt. Drum
Mt. Drum und der Lake Willow
Valdez
Weiter fahren wir Richtung Valdez (val-DEEZ), wir haben uns kurzfristig dafür entschieden diesen Abstecher zu machen. Bis hier her verbinden wir Valdez und dessen Fjorde nur mit der Öl-Katastrophe von 1989, als der Öltanker Valdez-Exxon im nahe gelegenen William Sound auf Grund lief und eine der grössten Umweltkatastrophen in der Seefahrt-Geschichte auslöste. 37’000 Tonnen Rohöl verschmutze die umliegenden Gewässer und tausende Tiere verendeten. Noch heute kann man nicht alle Meerestiere aus diesem Gebiet essen und an den Stränden findet man noch Rückstände.
Abendstimmung an der Küste bei Valdez
Schiff im Fjord
Uns hat es aber nicht wegen dieser Geschichte nach Valdez verschlagen, vielmehr erhoffen wir uns dort doch noch unsere ersehnten Grizzly Bären anzutreffen. Die letzten Lachse, vor allem der Silberlachs (silver salmon – coho), schwimmen aktuell noch zurück zu ihrem Geburtsgewässer um dort zu laichen und zu sterben. Dies zieht alle Art von Tieren an, die an den Kadavern und an den letzten lebenden Lachse interessiert sind, bevor diese Nahrungsquelle versiegt. Wir haben in allerhand Lektüren gelesen wo die besten Spots sind und so klappern wir fast alle Hot-Spots ab. Unter anderem machen wir bei der Fischzucht „The Solomon Gulch Hatchery“ halt. Dort werden Millionen Lachse gezüchtet um die Bestände zu sichern. Diese kommen dann nach Jahre(n) im Salzwasser auch in Schwärmen wieder zurück zum laichen. So ist die am Meer gelegene Hatchery der ideale Punkt um Bären anzutreffen. Im künstlich angelegten Fluss schwimmen die letzten Lachse in die Zucht. An den Stränden um Valdez liegen tausende verendete Lachse die den Weg in die Hatchery oder in die natürlichen Gewässer nicht geschafft haben, dies sollte doch der ideale Futterplatz für die Bären sein? Jedenfalls fischen auch hier (einige) Angler nach den letzten besten Fischen.
Valdez im Angelfieber
Lachse
Erfolgreicher Seelöwe
Weisskopfseeadler im Anflug
Goldadler im Überflug
Es stinkt extrem nach verendetem Fisch, nach mehreren Stunden gewöhnt man sich aber daran. Unsere Suche nach den Bären bringt uns fast zur Verzweiflung. Das letzte Mal in Alaska sahen wir mehrere Bären und diesmal fast keinen ausser aus sehr weiter Distanz. Am letzten Tag machen wir uns sehr früh auf um noch einmal zur Zucht zu fahren, da uns dieser Platz immer noch nicht los lässt. In der Morgendämmerung sehe ich plötzlich am Strassenrand im Gebüsch zwei riesige Grizzlys. Meine Kamera ist aber zu lichtschwach um die Bären in der Dämmerung anständig abzulichten. Nachdem sie mich entdeckt haben, huschen sie über das Friedhofsgelände ab in Richtung Fluss, für uns unerreichbar. In diesem Moment wünsche ich mir, dass ich eine Kamera der neusten Generation hätte…
Zwischen der Bärensuche unternahmen wir auch einige Wanderungen bei schönstem Wetter in den umliegenden Fjorden und zu den eindrücklichen Gletschern.
Worthington-Gletscher auf dem Highway nach Valdez
Worthington-Gletscher Höhle
Glenn Highway
Von Valdez geht es wieder rauf und dann über den Glenn Highway runter Richtung Anchorage. Der Glenn Highway ist schon von der Strasse wunderschön. Das Wetter verschlechtert sich langsam und so bleiben wir auf der Strasse und machen ab und zu ein Halt für ein Foto. Interessant ist wieder einmal, wie je nach Lichtstimmung die Intensität der Farben extrem zu oder ab nimmt.
Glenn Highway Strassenszene 1
Glenn Highway Strassenszene 2
Glenn Highway Strassenszene 3
Kenai Peninsula
Da das Wetter nun in Dauerregen umgeschlagen hat geniessen wir die freie Zeit und gehen einkaufen und dann noch spontan einen Film im Kino gucken. Eine gute Abwechslung nach dem vielen Autofahren und Wandern.
Als wir Richtung Homer fahren wird das Wetter ein bisschen besser. Portage wird nur zum Kurzstopp, hier übernachten wir an einem kristallklaren See. Danach geht es zügig weiter nach Soldotna. Dazwischen machen wir noch einige Stopps im Kenai Wildlife Refuge um zu Wandern und natürlich um Bären zu sehen. Hier soll nämlich das Grizzly Gebiet sein – Prime grizzly bear habitat area– gemäss unseren Infos. Jedoch bleibt der gewünschte Kontakt mit den Bären aus, die Wanderung am Kenai Fluss ist aber malerisch und wunderschön. In Soldotna angekommen machen wir uns, über den von mir gewünschten Trip zu den Bären, schlau. Da bereits Ende Saison ist, ist das Angebot knapp und zwiespältig. Nicht jeder bietet dasselbe an und für einen Tag nach Katmai zu den Brook Falls zu gehen, kommt für mich momentan nicht in Frage, auch aus finanziellen Überlegungen. 5 Minuten vor Schliessung des Visitors Center bekomme ich noch ein Angebot für eine Tour in den Lake Clark National Park. Die Firma High Adventures Tour macht Touren in diesem Gebiet. So fahren wir mit unserem Camper zur Tourcompany. Die Bearviewing Tour ist grad nich im Angeobt für die kommenden Tage jedoch soll ich doch Lachs-Fischen gehen. Die Frau an der Reception versichert mir, dass es der Trip meines Lebens wird. Ich weiss nicht, ob mich die ältere Dame überredet hat oder meine Neugier zu gross ist, jedenfalls habe ich nach kurzer Überlegung die Tour gebucht. Sie redet mir zu, dass mein Wunsch Bären zu fotografieren nicht zu kurz kommen wird, sie zeigte mir auch ein paar Fotos von den letzten Fisch-Ausflügen zum Crescent Lake.
Lake Clark National Park
Am Abend vor dem Trip in den Lake Clark National Park checke ich nochmals die Mitbring-Liste und da fällt mir auf, dass ich ja noch keine Fischer-Lizenz habe. So gehe ich kurz in das Einkaufszentrum und kaufe dort für 20$ eine Tageslizenz zum Fischen. Am morgen früh fahren wir dann zum High Adventures Tour Gebäude von wo die Tour startet. Ben, unser aufgestellter Guide mitte dreissig begrüsst mich und die vier pensionierten Amerikaner aus dem Süden. Ausrüstung packen und so geht es ab in die Luft mit dem Wasserflugzeut Beaver de Havilland Canada. Eine knappe Stunde fliegen wir über das Cook Inlet in den Lake Clark National Park. Sanft landet das Wasserflugzeug auf dem blau grün farbigen Crescent Lake in mitten des Nationalparks. Mit einem kleinen Boot fahren wir Seeaufwärts zu einer verengten Stelle um die Lachse zu fischen. Im Fahrtwind klatschen mit hunderte Mücken ins Gesicht, regelrechte Schwärme hat es hier. Bis jetzt wurden wir von Mücken verschont, da es im Herbst nicht mehr viele hat. Aber hier zeigt sich ein ganz anderes Bild.
Die ersten zwei Stunden bekomme ich nichts auf den Hacken, auch die Bären zeigen sich nur ab und zu an der anderen Uferseite, etwa 20 Meter entfernt. So kann ich von weitem ein Paar Bilder einfangen. Zwei der Gruppe gehen mit dem Boot ein bisschen weiter unten auf die andere Seite. Und siehe da, fast im zehn Minuten Takt ziehen sie riesige Silberlachse aus dem Wasser. So gehe ich mit Ben auch auf die andere Seite und nach wenigen Minuten habe ich meinen ersten Lachs am Hacken. Erfolgreich kann ich diesen an Land bringen. Ein wenig später nehme ich meinen Lunch beim Boot ein und unterhalte mich mit dem Guide, als plötzlich aus dem Gebüsch ein riesiger Grizzly auftaucht, etwa 15m entfernt. Zwar ist noch ein Stück Wasser zwischen uns, dieser nimmt aber direkten Kurs auf uns und beginnt zu schwimmen, nur einige Meter von uns stoppt er und nimmt sich einen verendeten Fisch der dort auf dem Wasser liegt. Obwohl Ben keine Angst vor Bären hat, merke ich an seiner Stimme, wie er mit dem Bär spricht, dass er leicht nervös wurde. Als er dann umkehrt und an der Uferseite trottelig hoch läuft ist die Gefahr gebannt. Weiter geht es mit fischen, leider ohne weitere Erfolg. Macht ja auch nichts, schon zwei Kilo feinstes Lachsfilet am letzten Abend in Alaska zu Essen ist genug für zwei Personen.
Als wir dann auf per Boot auf dem Rückweg sind, kreuzen wir den grossen Grizzly nochmals. Nur etwa drei Meter entfernt kreuzen wir den Bären, die Fotos aus einer Distanz wie sonst nie sind möglich.
Wasserflugzeug auf dem Lake Crescent
Annäherung aus dem Gebüsch
Ausschau halten für Fische
Grizzly am schwimmen
Grizzly
Grizzly am Ufer
Grizzly am Fische essen
Ich am Fisch essen
Das Wasserflugzeug wartet auf uns um uns zurück nach Soldotna zu bringen. Im lauten knatternden Flugzeug zeigt sich die Müdigkeit. Erschöpft nach sechs Stunden fischen und Bären beobachten könnte ich gleich zum lauten Tackten des knatternden Flugzeugmotors die Augen schliessen und ein wenig schlafen. Jedoch fasziniert mich die Landschaft die wir überfliegen. Unberührte Natur, Flüsse die sich durch die Landschaft winden, die Fauna in Herbstfarben von gelb bis rot, einfach traumhaft.
Abschluss
Am Abend fahren wir noch einige Kilometer um die Touristenorte hinter uns zu lassen und campieren auf einem gratis Campground am Kelly Lake. Dort wird der Lachs auf dem Feuer zubereitet. Der letzte Tag unserer Reise ist angebrochen. Jetzt fahren wir gemütlich Richtung Anchorage und machen noch im Alaska Wildlife Conservatory Center stopp bevor wir an der Küste hochfahren. Jetzt noch Camper reinigen und die Sachen packen für das nächste Abenteuer – USA Northwest wir kommen!
So haben wir nun die drei Wochen Alaska im Herbstkleid sehr genossen und Wahnsinniges erlebt. Nicht immer ganz nach unseren Vorstellungen aber dennoch perfekt. Bereits jetzt sind neue Wege und Routen in unseren Köpfen – vielleicht gibt es bald ein Wiedersehen mit neuen Abenteuern.