Die letzte grosse Etappe meiner Weltreise führt durch Patagonien bis ganz nach unten nach Feuerland. Das Wetter ist immer noch wunderbar und wir fahren im gemütlichen Tempo durch das Valle Futaleufu, der Strassenrand ist voller blühenden Lupinen, ein herrlicher süsser Frühlingsduft liegt in der Luft.
Die Grenzüberquerung am Paso Futaleufu ist nicht mehr so aufregend wie auch schon und so nähern wir uns bald der Carratera Austral. Die berüchtigte Ruta Nr. 7 beginnt in Puerto Montt und endet nach 1’350 Kilometer in Villa O’Higgins. Wir haben schon einiges über diese nicht geteerte Strasse im abgelegenen Nordpatagonien gelesen und sind sehr gespannt was uns erwartet. Unter anderem soll sie für einige platte Reifen und kaputte Windschutzscheiben verantwortlich sein. Tanken und einkaufen kann man auf dieser Strecke nur selten, eine gute Planung ist Voraussetzung. Hier muss noch erwähnt sein, dass Chile im Moment daran ist die einzelnen Abschnitte auszubauen und zu asphaltieren. So bekommt die Region sicher mehr Attraktivität und eine bessere Versorgung, verliert aber dadurch am abenteuerlichen Charakter.
Zuerst fahren wir etwas nach Norden am Lago Yelcho entlang, wo wir auf einem Campingplatz einer vornehmen Lodge campieren. Bereits auf diesem Streckenabschnitt wird gebaut und so warten wir mehrmals im einspurigen Verkehr. Die Luft ist wegen den Baustellenarbeiten extrem staubig, unsere Atemwege werden auf die Probe gestellt.
Parque Nacional Queulat
Die nächsten Tage verbringen wir im Parque Nacional Queulat. Unter anderem hat es dort zwei sehenswerte Orte, der Bosque Escantado und der Ventisquero Colgante. Den Hängegletscher Ventisquero Colgante mit den Wasserfällen besuchen wir zuerst. Ein steiler Wanderweg führt rauf zu einem Aussichtspunkt von wo wir den Gletscher sehen. Ab und zu bricht ein Stück Eis ab und stürzt tosend den Wasserfall runter. Am nächsten Morgen gehen wir noch vor dem Sonnenaufgang los um ein paar Fotos vom Gletscherseeufer zu machen. Es ist Windstill und der See spiegelglatt, perfekt für ein paar Fotos, der dramatische Himmel fehlt aber leider.
Etwa 40km weiter unten liegt der Bosque Encanando mit einem kurzen Wanderweg. Auf dem ersten Kilometer führt dieser durch flaches Terrain vorbei an Bäumen die mit Moosen und Flechten überwachsen sind. Es erinnert mich stark an den Olympic National Park in den USA, welchen wir auf dieser Reise besucht haben. Leider ist der Lichteinfall zu stark für anständige Fotos. So geniesse ich den Trailabschnitt mit dem Auge. Weiter geht es hoch zu einer Gletscherlagune, die imposant in einem Felskessel gelegen ist.
Nun steht uns eine lange Fahrt bis nach Coyhaique bevor. Hier geniessen wir wieder einmal eine Dusche und ein warmes Bett im Hostel. Die Vorräte werden aufgefrischt und alles für die Mehrtageswanderung im Parque Nacional Cerro Castillo vorbereitet.
Ventisquero Colgante
Parque Nacional Cerro Castillo
Bei der Weiterfahrt auf der Carratera Austral können wir den Cerro Castillo schon von weitem sehen. Die zackigen Gipfel thronen weit über dem Tal und sind zum Teil noch mit Schnee bedeckt. Unser Ziel ist eine dreitägige anspruchsvolle Wanderung am Fusse des Berges. Den ersten Tag wandern wir zuerst auf der Ebene bis zu einem Tal das hoch zum Campo Neozealandes führt. Der Weg schlängelt sich rund 1’000 Höhenmeter in einem Buchenwald empor. Der Zeltplatz ist am Ende des Waldes gelegen, ausgestattet mit massiven Tischen und Bänken. Leider verschlechtert sich das Wetter gegen Abend und es ziehen dichte schwarze Wolken auf. Dennoch unternehme ich noch vor dem Dunkel werden eine kurze Wanderung zur Lagune, die oberhalb eines Schuttkegels gelegen ist. Der Weg den Kegel hoch ist schweisstreibend, der Schotter bewegt sich beim Gehen stark und so rutsche ich immer wieder nach unten. Dies ist der Vorgeschmack auf die morgige Etappe. Oben angekommen präsentiert sich mir eine namenlose türkisblaue Lagune unterhalb spitzer Berge. Am nächsten Tag gehen wir früh los, da das Wetter unbeständig wirkt. Wir wollen kein allzu grosses Risiko eingehen, diese Etappe führt über viel Geröll vorbei an hohen Felswänden, das Terrain kann mit der Kombination von Regen glitschig werden. Es geht steil hinauf und dann an der Kante des Cerro Castillo entlang. Es gibt keinen Weg, man wählt optisch die beste Route zwischen den kleinen und grossen Steinen. Ab und zu umgehen wir Felswände oder lose Geröllfelder, manchmal müssen wir auch Schneefelder queren, was im steilen Hang gar nicht so ungefährlich ist. Nach etwa vier Stunden gelangen wir müde und verschwitzt auf den Pass, von hier geht es nur noch eine Stunde runter zur Lagune Cerro Castillo wo wir übernachten. Wir stellen das Zelt auf und gönnen uns nach diesem anstrengenden Tag eine Pause und schlafen kurz. Das Wetter wird leider auch am nächsten Tag nicht mehr viel besser, der gewünschte Sonnenaufgang und das Alpenglühen am Cerro Castillo bleibt aus. Ab und zu reisst zwar die Wolkendecke auf, aber nicht am gewünschten Ort. So laufen wir runter ins Tal zurück zum Ausgangspunkt im Dorfe Villa Cerro Castillo.
Abenddämmerung am Cerro Castillo
Namenlose Lagune
Sicht vom Campamento nueva zelanda
Aussicht vom Wanderweg
Laguna Catsillo
Sonnenaufgang an der Laguna Catsillo
Marble Caves
Bevor es weiter geht, halten wir kurz Ausgangs Villa Cerro Castillo. Zwei Frauen aus dem Dorf sind erfinderisch und haben einen Food-Truck mit leckerem Essen eingerichtet, was hier nicht alltäglich ist. Wir stärken uns mit einem riesigen Sandwich und machen uns auf den Weg.
Wir fahren die Carratera Austral runter, der Strassenzustand hat sich extrem verschlechtert. Oft klaffen riesige Löcher aus dem steinigen Untergrund und machen die Fahrt zu einem Lottospiel für unsere Reifen. Zum Glück hat unser Wagen eine geeignete Federung und neue Reifen.
Nach einigen Stunden Fahrt kommen wir in Puerto Rio Tranquilo an, ein kleines Kaff am Lago Gral Carrera. Als erstes fallen uns die Touristen auf, die das Dorf und dessen wenige Läden belagern. Hier, etwa sechs Kilometer ausserhalb, hat es im See ausgewaschene Marmorhöhlen, die man per Boot oder auf dem Kajak erkunden kann. Wir übernachten hier und machen uns am nächsten Tag früh auf zur Kajak Vermietung. Wir sind fünfzehn Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit dort und bekommen bereits ein Kajak. So können wir noch vor der Touristenflut die Sehenswürdigkeit für uns alleine haben. Wir paddeln los und mein Kajak füllt sich dank meiner schlechten Technik schnell mit Wasser – es wird ungemütlich kalt. Es ist aber nicht nur meine Technik, es ist windig und so hat es einige Wellen, die ab und zu ins Kajak schwappen. Wir kommen schnell bei der grossen Grotte an und sind wirklich die Ersten. So paddeln wir durch die diversen Höhlen und machen Fotos davon. Eindrücklich sind die Farben und Formen, die sich hier gebildet haben. Nach einer Weile tauchen aber die ersten Boote mit den Touristen auf. Wir machen noch die restlichen Grotten und begeben uns auf den Rückweg. Es war ein super Erlebnis das man nicht alle Tage macht.
Gelbe Lupinen am Lago Gral Carrera
Auf dem Kajak
Catedral de Marmol
Catedral de Marmol
Catedral de Marmol
Parque Patagonia
Die Weiterfahrt ist wieder einmal von blühenden Lupinenfelder am Strassenrand geprägt. Bald fahren wir aber am dunkelblauen Rio Baker entlang, was für ein gewaltiger Fluss, der hier die zwei grossen Eisfelder von Patagonien trennt.
Bevor man Cochrane erreicht, biegen wir ins Valle Chacabuco ein. Gemäss unseren Infos sollen wir hier auf eine einzigartige Tierwelt treffen. Bis hierher sahen wir nur Rinder- und Schafherden, die hinter den Zäunen, welche direkt am Strassenrand beginnen, weiden. Die Viehzucht hier unten führt dazu, dass die Wildtiere nicht mehr ihre gewohnte Wanderschaft machen können und so wird ihr Lebensraum immer knapper. Vor ein paar Jahren hat der Gründer vom Label „The North Face“ fast das komplette Land im Valle Chacabuco gekauft. Mehr als 600 Kilometer Weidezaun wurden entfernet und nun kehren nach und nach die Wildtiere zurück. Vor allem Guanacos trifft man schon in grossen Herden an. Der patagonische Fuchs und alle die anderen Tierarten sind noch selten zu sehen.
Das Besucherzentrum wirkt im Gegensatz zu den üblichen chilenischen Gebäuden futuristisch. Leider ist das Areal noch nicht fertiggebaut und unser Campingplatz am Rande des Areals ist gerade in Revision. Bis 2020 soll hier durch die NGO’s alles fertig gestellt sein und dann in die Hände der Regierung, sprich der Nationalparkbehörde gehen. Dann soll auch der Nationalpark-Name „Parque Nacional Patagonia“ offiziell sein.
Wir verbringen zwei Nächte auf dem Campplatz und machen den Lagunas Altas Trail, der etwa 23 Kilometer durch die angrenzenden Berge führt. Oben angekommen schlängelt sich der Wanderweg zwischen mehreren Bergseen. Leider ist das Wetter nicht mehr ganz so schön und es windet stark, die Lagunen sind somit nicht sehr fotogen. Nach mehreren Stunden kommen wir wieder zum Zeltplatz und relaxen mal ordentlich. Für mich startet nun ab diesem Streckenabschnitt das „richtige“ Patagonien. Vieles habe ich gehört und gelesen und so bin ich gespannt was nun kommt – Weiter geht es nach El Chalten dem Trekking Mekka von Südamerika.
Guanacos
Dämmerung im Parque Patagonia
Baby Guanaco
Sicht vom Lagunas Altas Trail
Lago Ghio
Parque Nacional Los Glaciares
Ich habe mir Zuhause oftmals die argentinische Wildnis in Patagonien im Kopf ausgemalt. Unendliche Weiten, Schaf- und Rinderherden, die von den Gauchos herumgetrieben werden – grüne Landschaft und ab und zu ein Refugio oder eine Farm. So gut der Traum auch war, die Realität an der Ruta 40 ist anders. Kaum haben wir die Grenze zu Argentinien erreicht fahren wir durch Steppenlandschaft, trocken und baumlos. Ich fühle mich tausende Kilometer zurück versetzt, es kommt mir wie im Norden von Chile vor. Dementsprechend monoton ist die Autofahrt. Zwischen uns bis nach El Chalten liegen mehrere hundert Kilometer, begleitet von einem starken seitlichen Wind – patagoniache Stärke. Eingerechnet hätten wir zwei bis drei Fahrtage bis zum Ziel. Da uns die Umgebung aber nicht zum Verweilen einlädt, fahren wir gerade durch bis nach El Chalten. Müde kommen wir gegen Abend an, das Wetter ist gut aber an den Bergen bleiben die Wolken noch hängen. Zwar sieht man ab und zu Teile des Fitz Roy Massivs, aber mehr nicht. Wir gehen zur Abwechslung mal wieder auswärts essen, das erste Mal geniesse ich das sagenumwobene Rindfleisch aus Argentinien – 300 Gramm pures Vergnügen.
Laut Wetterbericht – wenn man diesem hier im unberechenbaren Patagonien trauen kann – wird es die nächsten Tage recht schönes Wetter. Da wir nun unserem Reiseplan im Voraus sind und somit über genügend Zeit verfügen, starten wir zum ersten Mehrtagestrek in der Umgebung. Geplant sind drei Nächte am Fusse des Cerro Fitz Roy. Dieser Berg ist einmalig, er ragt mehrere hundert Meter senkrecht in den Himmel, seine Oberfläche glatt und gerillt. Wir laufen rauf zum Campo Poincenot, das unterhalb der Laguna de los Tres liegt. Geschützt am Rande des Buchenwalds hat es bei unserer Ankunft bereits einige andere Zelte. Der Nationalpark wie auch die Zeltplätze hier sind gratis, was uns überrascht. Wir schlagen unsere Zelte auf und gehen früh zu Bett, es sind Wolken aufgezogen und alles deutet auf Regen. Der Wind wird immer stärker und es beginnt zu regnen. Der Regen prasselt nicht schön auf unser Zelt, der Wind peitscht ihn so richtig laut auf die Aussenhülle. Am nächsten Morgen ist der Wind immer noch stark und das Wetter übel, so verbringen wir den Tag mehr oder weniger im Zelt. So habe ich wieder mal Zeit die Gedanken und Gefühle dieser Reise ein wenig zu fassen. So viel habe ich in der letzten Zeit in kurzem Intervall erlebt. Wie ich schon oft geschrieben habe ist man dann ein wenig abgestumpft und nicht mehr empfänglich für die Schönheit des Reisens. So tut es mal gut wenn man die Gedanken kreisen lassen kann ohne gerade weiter zum nächsten Hotspot zu gehen. Ich gehe am Abend wieder früh schlafen, denn das Wetter soll gemäss Auskunft von Neuankömmlingen am nächsten Morgen gut sein. Doch Simon weckt mich etwa eine Stunde später auf um nach draussen zu kommen. Als ich aus dem Zelt schaue hat sich der ganze Himmel aufgeklärt und so sehe ich das Fitz Roy Massiv zum ersten Mal vollständig. Ich schnappe die Kamera und renne wie ein Irrer in die Dämmerung. Zum Glück haben wir durch den Tag im schlechten Wetter schon einige Fotospots gesucht und so kann ich nun davon profitieren.
Am Morgen klingelt der Wecker um 04:30 Uhr. Wir wollen hoch zur Laguna des los Tres, von wo man einen super Blick auf das Massiv um den Fitz Roy hat. Der Aufstieg am frühen Morgen ist schweisstreibend und dauert etwa eine Stunde. Ich komme noch gerade pünktlich vor dem Sonnenaufgang oben an. Etwa fünf Minuten später verfärbt sich die Spitze des Fitz Roys. Nach und nach taucht das ganze Massiv in ein tiefes Rot, so rot wie ich noch nie ein Alpenglühen gesehen habe. Ich wechsle dazwischen rennend den Standort und mache auch noch ein paar Fotos unten an der Lagune. Zum Glück ist es windstill und so ist eine Spiegelung im See möglich. Auf einen Schlag und in wenigen Minuten scheinen alle Grenzen des Möglichen möglich zu sein. Vermutlich wird es einer dieser Morgen sein, von dem man als Fotograf noch lange schwärmt. Müde gehe ich zurück zum Zeltplatz um von dort noch einige Fotos zu machen. Kurz nach dem Sonnenaufgang kommen dann immer mehr Wolken rein, am Abend ist dann das Massiv wieder in einem Wolkenvorhang verhüllt. So entscheiden wir uns die dritte Nacht weiter in der Nähe zum Dorf bei der Laguna Capri zu verbringen. Eventuell haben wir wieder Wetterglück und wenn nicht entkommen wir dem Regen mit einer kurzen Wanderung zurück nach El Chalten.
Einfahrt nach El Chalten
Einfahrt nach El Chalten
Abenddämmerung
Erstes Licht am Fitz Roy
Gewaltiges Alpenglühen
Laguna de los Tres
Am Fluss
Zurück vom Wandern machen wir uns mal im Hostel gemütlich. Es ist mal wieder an der Zeit Bilder zu bearbeiten und zu relaxen. Das Wetter in den nächsten Tagen ist wechselhaft und so warten wir auf den richtigen Moment, wo wir für eine Nacht zur Laguna Torre gehen. Im Gegensatz zum Fitz Roy ist der Cerro Torre hinten im Tal öfters in einer Wolkendecke versteckt. Zwei Tage später sieht die Wetterprognose genügend aus und wir machen uns am Nachmittag auf zur Lagune. Nach 200 Meter beginnt es leicht zu regnen – na toll. Wir beschliessen weiter zu gehen, der Regen nimmt aber zu. So wandern wir die erste Stunde im Regen, danach klärt sich der Himmel aber wie aus dem Nichts auf. Bereits am frühen Abend erscheint dann der Cerro Torre aus den lockeren Wolken. Die 3’128 Meter hohe Nadel ragt senkrecht weit über die umliegende Berge auf, was für ein einmaliger Berg. Ich verbringe die Zeit bis zum Eindunkeln mit Fotografieren, die Szene um die Laguna Torre könnte nicht besser sein, wir diskutieren schon darüber wie morgen der Sonnenaufgang sein wird. Der Kopf stellt sich auf ein knallrotes Alpenglühen ein. Als wir aber dann am Morgen vom Zeltplatz los laufen ist der Himmel beim Torre zwar klar, aber hinter uns beim Sonnenaufgangspunkt, hat es bereits einen Wolkenschleier. Dieser schiebt sich nach und nach in unsere Richtung und so wird aus dem Traum nichts. Die Stimmung ist zwar super, aber eben, man wünscht sich immer das fast unmögliche bei solchen Fotospots. Mit einer schönen Auswahl an guten Fotos machen wir uns am nächsten Tag auf nach Süden, nächster Halt: Perito Moreno Gletscher.
Sonnenuntergang am Cerro Torre
Dämmerung an der Laguna Torre
Morgens an der Laguna Torre
Patagonischer Fuchs
Glaciar Grande
Glaciar Perito Moreno
Unweit von El Chalten liegt im gleichen Nationalpark der gigantische Gletscher Perito Moreno. Nach neustem wissenschaftlichem Stand ist er noch einer der wenigen Gletscher in Patagonien der wächst. Der Eintritt am Parkeingang nach El Calafate ist happig. Leider können wir die Nacht nicht im Park verbringen, so entscheiden wir uns bis zur Parkschliessung zu bleiben und die Abendstimmung zu geniessen. Die Strasse zum Gletscher schlängelt sich kurvenreich dem Gletschersee entlang bis dann am Ende der Gletscher auftaucht. Gigantisch, 60 Meter hoch und etwa 5 Kilometer breit, eine Wand aus Eis. Dank dem guten Wetter sieht man weit in die Tiefe -die Ausmasse dieses Gletschers sind riesig. Ab und zu hören wir lautes knirschen und dann folgt meist ein Gletscherabbruch mit gewaltigem Getöse. Eisstücke in der grösse eines Hochhauses fallen in den See und erzeugen eine kräftige Welle. Nachdem die Sonne unter die Wolken taucht machen wir uns auf zum Zeltplatz. Früh wollen wir aufstehen um in den Parque Nacional Torres del Paine in Chile zu gelangen.
Eisspitze
Tiefsicht
Stirnseite des Gletschers
Sonnenuntergang am Glaciar Perito Moreno
Parque Nacional Torres del Paine
Nach einem kurzen Abstecher zum Einkaufen in Puerto Natales, fahren wir von Süden in den Park rein. Schon von weitem sehen wir das Bergmassiv Torres del Paine mit den imposanten Bergen. Vor allem die imposanten Los Cuernos (die Hörner), zwei spitze schwarze Berge mit einem weissen Streifen in der Mitte, stechen ins Auge. Vor dem W-Trekking, einer 5-tägigen w-förmigen Wanderung am Südfuss des Massivs, verbringen wir nun vier Tage auf dem Camping Pehoe. Den ersten Stellplatz wechseln wir nach der ersten Nacht, zu exponiert für die heftigen patagonischen Winde. Das Wetter ist nun sehr wechselhaft. Die schönen Tage nutzen wir zum Wandern und Fotografieren, die Schlechten verbringen wir wartend im Zelt.
Nun ist der Tag der finalen lang ersehnten Wanderung gekommen. Mit dem Katamaran fahren wir am frühen Morgen über den türkisblauen glasklaren Lago Pehoe. Wir wandern bei schönstem Wetter zum Refugio Grey, das am Fusse des Gray Gletschers gelegen ist. Am nächsten Tag ist das Wetter wechselhaft, dennoch wandern wir mehrere Stunden zum nächsten Schlafplatz beim Campamento Italiano. Leider ist das Wetter im Valle del Francais schlecht und gegen Abend regnet es auch im Campamento. Bei trübem Wetter machen wir uns auf zum Refugio Los Cuernos, wo wir zur Abwechslung drinnen im Restaurant essen. Bei dem Regenwetter ist es auch mal schön drinnen in der warmen Stube die Füsse hoch zu lagern. Auch am Tag drauf spielt das Wetter nicht nach unserem Plan, nach etwa der Hälfte der Wanderung wird der Regen immer stärker und der Weg steigt gleichzeitig in die Höhe. Wir nähern uns dabei der Schneefallgrenze, die Hände werden kälter und die Motivation mit dem schweren Gepäck nimmt ab. So ist die letzte Übernachtung im Campamento Torres von Nässe und Dreck geprägt. Vor dem Sonnenaufgang machen wir uns trotzdem zum Mirador Las Torres auf. Die Luft ist kalt und ab und zu rieselt es Schnee. So sind die drei Torres Türme nicht wie gewünscht frei von Wolken, schade – es wären ideale Sonnenaufgangsbedingungen gewesen. Ringsum leuchten die Wolken im knalligen Pink und Orange, nur die drei Türme sind von Wolken umgeben. Auf dem Rückweg haben wir zur Abwechslung mal wieder vermehrt Sonne. So geht die letzte Mehrtageswanderung auf dieser Reise zu Ende. Ich selber habe mir den Trek ein wenig abenteuerlicher vorgestellt, leider ist er aber völlig überlaufen, auch wegen den extrem vielen Tagestouristen. Hinzu kommen die vielen jungen schlecht ausgestatteten Mehrtagestrekker. Die Campings haben so mehr den Charme eines Openairs als von Wildnis… Hinzu kommt, dass durch die neu eingeführte sehr komplizierte Reservationspflicht (man sollte 1-2 Monate vorher bei den drei verschiedenen Anbieter reservieren!) die Flexibilität eingeschränkt wird.
Nach einer ordentlichen Wasch- und Trocknungsaktion geht es nun erneut nach Puerto Natales, als Zwischenstation vor der Fahrt nach Feuerland.
Sonnenuntergang am Lago Pehoe
Sonnenuntergang beim Salto Grande
Wasserfall
Morgendämmerung im Torres del Paine Park
Valle del Francés
Patagonien Sperlingskauz
Die drei Torres
Tierra del fuego
Weit und lange sind wir gefahren, fast 10’000 Kilometer von Nordchile bis wir endlich Feuerland erreichen. Mit der Fähre überqueren wir die engste Stelle der Magellanstrasse um nach Tierra del fuego zu gelangen. Von dort sind es nochmals knapp 400 Kilometer bis nach Ushuaia. Hier endet einer der „inoffiziellen“ Panamericana-Strecken. Auch wir sind bis ans Ende gefahren wo die Strasse im Parque Nacional Tierra del fuego endet. Die restlichen Tage hier in Ushuaia geniessen wir in einem sehr gemütlichen Hostel und erledigen alles was wir noch müssen, Wagen aufräumen und noch die letzten Souveniers kaufen. Ich selber nutze die Schlechtwettertage für die Photoplanung 2017. Unter anderem ist auch ein neues Timelapse Projekt „Lights over Switzerland Vol. III“ angedacht, das Drehbuch steht, jetzt muss nur noch das Wetter im Jahr 2017 etwas mitspielen.
Nun endet meine Reise hier im südlichsten Teil von Südamerika. Viele tausend Kilometer haben wir per Wagen in den USA und in Südamerika zurück gelegt, fast hundert Wanderungen mit hunderten Laufkilometer gemacht. Es war extrem eindrücklich, mit vielen Hochs aber auch mit Tiefs. Jetzt bin ich mal froh nach Hause zu gehen und meine Liebsten zu besuchen und mal wieder das geregelte Schweizerleben zu geniessen. Es war sicher nicht meine letzte Reise, viele neue Ideen sind im Kopf und mal schauen wann das Fernwehgefühl zurück kommt. Es wird nicht lange gehen.
Bis Bald!