Seid rund drei Wochen sind wir nun im Nordwesten der USA am Backpacken. Während der letzten USA Reise haben wir viele Personen aus der Nordwesten kennen gelernt, die von den Cascades in dieser Region schwärmten. Die Cascades ist ein Gebirgszug vulkanischem Ursprungs, der die feuchte Küstenregion von der inneren Steppenlandschaft trennt. Die grossen markanten mit Gletschern bedeckten Vulkane Mt. Baker, Mt. Adams, Mt. St. Helens und Mt. Rainier kann man von weitem sehen und prägen die Landschaft.
Die Vorbereitung für diesen Reiseabschnitt begannen schon früh. Unter anderem haben wir über amerikanische Outdoor-Magazine und Portale Infos gesucht um in den drei Wochen die schönsten Plätze zu bereisen. Für die sehr bekannte Alpine Wilderness Area mussten wir bereits Anfangs Jahr Permits in einer Lotterie beantragen.
Mt. Rainier National Park
Eine Autostunde von Seattle liegt der Mt. Rainier National Park. 26 Gletscher bedecken den 4.392 Meter hohen Berg. Die Strasse durch den National Park ist grandios konzipiert, die vielen Ausweichplätze am Strassenrand zeigen einen abwechslungsreichen Blick auf den Vulkan. Wir schlagen unser Zelt auf der Westseite im Cougar Rock Campground auf und unternehmen von dort aus Tagestouren. Bei den Wanderungen sehen wir Pikas, Hirsche und auch einen Schwarzbär, der sich an den letzten Beeren voll frisst. Eindrücklich ist die Wanderung über die Tatoosh Range, wo es Abseits der markierten Trails über Stock und Stein (und Felsen) geht. Die klare Sichtverhältnisse offenbaren einen Blick auf die südlichen Vulkane Mt. Adams und Mt. Hood.
Wer den Nationalpark in seiner vollen Pracht erleben will, empfehlen wir einen Besuch im Sommer. Das Gebiet „Paradise“ verwandelt sich dann in einen Teppich aus vielen Wildblumen in jeder erdenklichen Farbe, was aber wiederum tausende Besucher anlockt und den Park im Nu überfüllt.
Sonnenuntergang im Mt. Rainier National Park
Reflection Lake
Milchstrasse über dem Mt. Rainier
Sonnenaufgang im Mt. Rainier National Park
Pika – Pfeifhase
Wasserfall
North Cascades National Park
Das gute Wetter im Norden führt uns in den North Cascades National Park, der an der Grenze zu Kanada liegt Oft hörten wir, dass genau hier das Ebenbild der europäischen Alpen liegt, darum stand dieser National Park ganz oben auf unserer Liste. Der Nationalpark verfügt über sehr wenige touristische Einrichtungen, da seid 1988 das Gebiet zusätzlich als Wilderness Area ausgewiesen ist, die strengste Klasse von Naturschutzgebieten in den USA. Im Wilderness Center holen wir uns ein Backcountry-Permit für das Cascade-Pass Gebiet. Über eine Schotterstrasse geht es zum Trailhead. Voll bepackt mit Zelt und Zubehör geht es nun über eine steilen Pfad zum Cascade-Pass. Die Aussicht von dort oben ist grandios, eben fast wie in den Alpen. Gletscher, Berge, Seen soweit das Auge reicht. Der kleine Unterschied: Keine Bergbahnen, keine SAC-Hütten, keine Stromleitungen, einfach Natur pur. Unweit vom Pass im Tal beim Pelton Basin Camp übernachten wir. Gegen Nachmittag unternehmen wir eine Wanderung auf den Sahale Arm, einen Bergkamm, der zum Sahale Gletscher führt. Die Herbstfarben gelb, braun und rot haben hier bereits mächtig Einzug gehalten. Die Tierwelt ist noch extrem aktiv und so kreuzt uns nach halber Strecke ein junger Schwarzbär. Auch die Murmeltiere tanken noch die letzten warmen Sonnenstrahlen.
Der Rückweg zieht sich länger als gedacht, das schwere Gepäck lastet auf unseren Schultern und der Höhenabstieg geht in die Gelenke. Als wir dann wieder in der Zivilisation sind, gönnen wir uns einen herrlichen Three-Berry-Pie im Lokalen Café in Marbelmount – Sehr empfehlenswert!
Blick ins Tal
Sonnenuntergang am Cascade Pass
Cascade Pass
Eisgraues Murmeltier
Eisgraues Murmeltier
Dämmerung am Cascade Pass
Sonnenaufgang am Cascade Pass
Morgenstimmung
Vancouver Island
Das angekündigte und nun einziehende schlechte Wetter vertreibt uns weiter nördlich. So machen wir einen Abstecher nach Vancouver Island in Kanada, dazu nehmen wir kurz nach der Grenze die Auto-Fähre nach Victoria. Dank der Olympic Range im Süden ist das Wetter in Victoria ein bisschen besser als im Umkreis. So geniessen wir hier bei zügigem aber schönen Wetter das Leben in der Stadt. Gutes Essen, entspannen, Bier trinken und natürlich einen Whale-Watching Ausflug machen. Obwohl wir dies nun schon einige Male gemacht haben und es nicht mehr so interessant ist, wenn der Kapitän lauthals ausruft „And now the tale, tale, TALE!“ und dann die Touristen fast vom Boot fallen, wenn der Wal die Floss hebt. Jedoch haben wir bisher noch nie Orcas gesehen, also die grössten Delphinverwandete. Und von diesen soll es in der Bucht von San Juan de Fuca einige geben, die das ganze Jahr hier sind oder auch solche die von ausserhalb auf Beutezug in die Buchten schwimmen.
Am frühen morgen, der Nebel liegt noch in der Bucht, geht es los. Bereits hier der erste Dämpfer, die lokalen Orcas sind sehr weiter nördlich, ausserhalb unserer Reichweite gesichtet worden.
So geht es eben wieder einmal (nur) Humpback Wale zu bestaunen. In den ersten zwei Stunden sehen wir sehr viele Humpback Wale, etwa 12 Stück oder mehr, von klein bis gross. Als wir schon auf dem Rückweg sind, bekommen wir einen Funkspruch, dass doch noch Orcas unweit von Victoria gesichtet wurden. Jetzt gibt der Kapitän mit seinem Speedboot volle Kanne und wir fliegen mit einigen Knoten über das Wasser in Richtung der Sichtung. Und siehe da, nicht nur eine Gruppe ist auf Robbenjagd, gleich zwei Gruppen sind auf engem Raum am jagen. Eindrücklich ist dann, als eine Gruppe unerwartet hinter dem stehenden Boot auftaucht und dann unter uns durchtaucht, da sieht man die volle Grösse dieser schwarz-weissen Riesen. Interessant ist dabei, dass die Expeditionsleiter jede Gruppe unterscheiden kann, da die Orcas bei der Rücken-Flosse unterschiedlich gefärbt sind, fast wie ein Fingerabdruck.
Orcas
Am Nachmittag gehen wir zum wanderen etwas nördlich zum Juan de Fuca Trailhead. Der erste Abschnitt dieses Mehrtages-Trecks führt zum Mystic Beach, den ich von einen Transa.-Mitarbeiter empfohlen bekam. Der Strand ist wunderschön und wild, die Wellen klatschen mit grosser Wucht auf den Sand. Auf der Ostseite hat es einen kleinen Wasserfall der über die hohe Klippe auf den Strand fällt, ein wunderschönes Sujet zum Fotografieren.
Mystic Beach
Olympic National Park
Der Olympic National Park ist vermutlich so vielseitig wie kein anderer Park.Am Strand hat es eine wilde Küste mit Klippen und herrlichen Sandstränden, gegen das Landesinnere dicker moosüberzogener Regenwald der Hoch hinauf bis in die Berge führt. Die Berge der Olympic Range bieten alpines Gelände zum ausgiebigen Wandern und man findet noch die letzten Überreste der rasant schmelzenden Gletscher.
Das Wetter bessert sich nun und so entscheiden wir uns, die ersten Tage an den Stränden zu verbringen. Dort kann man mit einem Permit übernachten, wo das Zelt gerade Platz hat, Hauptsache es liegt nicht im Gezeiten-Gebiet. Feste Installationen gibt es hier nicht, auch keine Sanitären. Da wir im Bärengebiet sind und dazu noch viele Waschbären an den Stränden über die Futterstellen der Touristen herfallen organisieren wir uns mit dem Permit noch einen Bären-Sicheren-Kanister, der hier Pflicht ist. Die Waschbären sind extrem schlaue Tiere und knacken fast jede Essensbox, ausser eben Bärenkanister. Dort hüpfen sie nur wie wild drauf herum und kriegen ihn nicht auf. Man läuft aber dann in die Gefahr, dass sie den unnützen Kanister wegrollen, meistens hinunter in Richtung Meer. So muss man den Kanister auch noch beschweren und schützen.
Die erste Nacht verbringen wir am Shi Shi Beach. Dank der Ehrung zum „best nature beach“ durch ‚Travel Channel TV’ ist der abgelegene Strand in den letzten Jahren extrem beliebt geworden. Nach einer matschigen Wanderung quer durch den Küstenwald erreicht man nach etwa mehr als einer Stunde die Klippen, die zum Shi Shi Beach führen. Mehr als zwei Meilen schöner verlassener Sandstrand mit Klippen, Schwemmholz, Urwald, einfach ein Traum – wir schlagen unser Zelt weiter hinten in der Nähe der ‚Point-Of-The-Arches’ auf. Unter der Woche und Ende Saison haben wir das Glück, dass nur etwa 10 andere Personen den Strand mit uns teilen. Der Sonnenuntergang und die Sterne in der Nacht sind magisch. Nur die Nacht ist etwas unruhig, die hohen Wellen fallen krachend an den Strand und sorgen so für ordentlich Lärm. Die meterhohen Wellen sind ideal für die Surfer. Am nächsten Tag tauchen dann auch ein paar Jungs mit Gummistiefeln und Surfbrett auf, um an diesem einsamen Strand die herrlichen Wellen zu reiten.
Salt Creek Beach
Wanderung am Shi Shi Beach entlang
Abendstimmung
Sonnenuntergang am Shi Shi Beach
Sonnenuntergang beim Point of the Arches
Nachthimmel beim Shi Shi Beach
Am nächsten Tag fahren wir weiter südlich zum nächsten Strand. Der Rialto Beach ist ein steiniger Strand, die Wanderung mit dem Backpack über das Stein-/Sandgemisch ist mühsam, man sinkt bei jedem Schritt um mehrere Zentimeter ein. Wir wandern bis zum ‚Hole-In-The-Wall’ Abschnitt und schlagen dort unser Zelt hinter dem Schwemmholz auf. Hier ist das Schwemmholz enorm. Dicke Baumstämme liegen hier angeschwemmt am Strand, von der Wasserkraft geschliffene Äste und Baumresten liegen herum und bilden eine Windbarriere zum Zelt. Am Abend machen wir uns es zwischen dem Schwemmholz gemütlich und entzünden ein Feuer. Ab und zu raschelt es und in der Dunkelheit sehen wir im Kegel der Lampe die Augen der Waschbären, die nur darauf warten, dass unser Essen wenige Sekunden unbeaufsichtigt ist.
Sonnenuntergang beim Hole-In-The-Rock
Blick durch das Loch
Grüne Seeanemone
Zeltplatz
Das Leben am Hole-In-The-Rock Beach geniessen
Split Rock in der Nacht
Für den Besuch des Hoh-Rain-Forest, ein gemässigter Regenwald mit Bäumen, die vom Moos überdeckt sind, eignet sich der darauffolgende Regentag perfekt. Der Regen lässt die Farben des Waldes leuchten. Die Regentropfen nässen immer wieder meine Linsen, das Fotografieren ist eher mühsam, aber schlussendlich hat es sich gelohnt.
Moosbaum im Hoh Rain Forest
Hoh Rain Forest
Alpine Lakes Wilderness
Nun ist die Woche angebrochen, an dem unsere Permits in der Alpine Lakes Wilderness gültig sind. Es gibt fünf Zonen, am beliebtesten ist die Core-Enchantments-Zone im herzen des Gebiets. Die dazu benötigten Backpacking-Permits für Ende September sind im Nordwesten sehr beliebet, die Lärchen verfärben sich in dieser Jahreszeit goldig und wenn man Glück hat ist das Wetter genug beständig um schneefrei über den Aasgard-Pass in das Gebiet zu kommen. Die erste Lotterie haben wir Anfangs Jahr leider verpasst, jedoch konnten wir mit viel Glück am 1. April noch Permits für die Stuart-Zone ergattern. So erreichten wir nach wenigen Autostunden von Seattle entfernt Leavenworth, der Ausgangsort für in die Enchantments. Denkt man dabei an ein Kaff im Hinterland ist man falsch – Bavarian Town ist das Motto im Dorf. Alles in diesem Dorf ist wie in einer deutschen Stadt; Festhalle, Hofbräu, Trachten, Strassenschilder auf Deutsch, Schnitzel zum Essen und natürlich Touristen. Die umliegenden Berge verstärken das Gefühl, dass man sich in Deutschland befindet.
Am nächsten Tag begeben wir uns mit viel Proviant im Gepäck auf den Pfad Richtung Stuart Lake. Dort schlagen wir für zwei Nächte das Zelt auf einem kleinen Felsvorsprung über dem See auf. Von hier unternehmen wir noch am Ankunftstag eine abenteuerliche Wanderung zum Horseshoe Lake, der oberhalb des Stuart Lake liegt.
Unser Zeltplatz am Lake Stuart
Sicht vom Campingplatz zum Mt. Stuart
Horseshoe Lake
Abendlicht auf der Lichtung
Am Abend besuchen uns an unserem Platz zwei Jungs, die wir am Horseshoe Lake kennengelernt haben. Diese Jungs sind voll motiviert und wandern am nächsten Tag über die Core-Zone heraus zum Auto, dies sind etwa 12 bis 14h Stunden Marschzeit über 30km mit Vollgepäck – unglaublich. Sie motivieren uns dazu, in Betracht zu ziehen am nächsten Tag in die Core-Zone zu laufen.
So stehen wir am Morgen früh auf und laufen via den tiefblau/emerald gefärbten Colchuk Lake zum Grunde des Passes. Die 1’000 Meter Höhenunterschied auf einem Kilometer Weg zum Aasgard Pass führt über Steine und Geröll, der Pfad ist nicht immer ganz klar. Wir benötigen dazu etwa 1.5 Stunden. Oben auf dem Pass angekommen sehen wir bereits die erste Bergziege. Von hier geht es auf der anderen Seite hinab in die Core-Zone. Ein Plateau, das mit kleinen Bergseelis gespickt ist und natürlich dazwischen goldig gefärbte Lerchen, ein Traum. Leider bleibt es uns verwehrt hier über Nacht zu bleiben und so gehen wir zeitig zurück zu unserem Zelt, bevor uns die Dunkelheit einholt. Nach etwa 10h wandern (24km, 1500 Höhenmeter) erreichen wir das Zelt. Wir sind sehr glücklich diese einmalige Wanderung gemacht zu haben. Wir träumen schon davon eines Tages in dieser Zone mehrere Tage bleiben zu können, dies bedarf aber extremes Glück in der Lotterie.
Sonnenaufgang am Colchuk Lake
Blick in die Enchantment Core Zone
Schneeziege auf dem Aasgard Pass
Columbia River Gorge
Wir fahren weiter in den Süden in Richtung Oregon und machen noch kurz ein Stopp im Mt. Rainier National Park um ein Bild von der Milchstrasse zu machen. Weiter geht es zum Columbia River Gorge. Dies ist ein Gebiet wo sich der Columbia-River über Jahrhunderte tief in den Felsen gegraben hat. Der Fluss bildet die Grenze zwischen Washington und Oregon. Die Seitenzuflüsse führen in Schluchten durch die hohen Felsen und so ist es nicht erstaunlich, dass hier die grösste Ansammlung von Wasserfällen im Nordwesten hier ist.
Upper Punchbowl Falls
Oneonta Schlucht
Oneonta Wasserfall
Silver Falls State Park
Das Wetter wird nun wieder wechselhaft. Es regnet ab und zu und so gehen wir in Richtung Portland um fein zu Essen, lokales Bier trinken, einkaufen und wo nötig das Equipment aufzufrischen. Zwischen den Schlechtwetter-Fronten machen wir einen Abstecher zum grössten State Park in Orgeon, dem Silver Falls State Park, mit 10 wunderschönen Wasserfällen. Eine Rund-Wanderung führt vorbei an allen zehn Fällen, die momentan im farbigen herbstlichen Wald die Schluchten runter tösen.
South Falls
Lower South Fall
Nun geniessen wir hier die letzten Tage im Nordwesten bevor es auf unsere Reise weiter zur nächsten Destination geht.
Ihr hört von uns – aus Hawaii