Die Region um Chamonix war schon immer ein Traumziel. In den letzten Jahre entwickelte sich der Ort für Fotografen und Instagrammer zum Hotspot. Die wunderschönen Seelein auf der Südrampe, im Angesicht des Mont Blancs sind halt schon ein Hingucker.
Simon fragte mich vor einiger Zeit, ob ich Ihn zu Beginn seiner Haute Route Wanderung begleiten möchte. Ich stimmte sofort zu. Die Reservation für die Übernachtung in der Hütte gestaltet sich als kompliziert, der Papierkram extrem aufwendig. Die Grenze zu Frankreich ist nun gerade wieder offen und wir können das Abenteuer starten. So geht es los zur ersten Etappe der Haute Route bis zum Refugio Lac Blanc.
Die ersten hundert Höhenmeter überwinden wir bis nach Planpraz bequem mit der Seilbahn, den Mundschutz im ÖV zu tragen ist hier schon obligatorisch. Das Wetter will aber noch nicht ganz nach meinem Geschmack. Es ist neblig und wolkenverhangen, ab und zu gibt es leichten Nieselregen. Je höher wir steigen, je mehr kommen wir in den Schnee. Die Wanderwege unter der Schneedecke sind nicht sichtbar. Da wir noch früh in der Saison unterwegs sind, sind die Wegweiser noch nicht aufgestellt. Nur die Wegweiser für die Skifahrer zeigen den Weg zur nächsten Bahnstation. Es geht hoch zum Col du Lac Cornu. Der Lac Cornu ist noch unter einer dicken Schneeschicht, nur das Ufergebiet ist dank den kleinen blauen Seelein erkennbar.
Nun wird die Wanderung zu einem unerwarteten Abenteuer. Unter den steilen Schneefelder, die wir gerade queren, hat es hohe Klippen. Mit Vorsicht stampfen wir durch den aufgeweichten Schnee. Endlich erreichen wir den schneebedeckten Pass Col de la Glière, dahinter geht es steil runter. Nach den ersten Schritten rutsche ich aus und schlittere über hundert Meter den Hang runter. Die Hände sind ganz rot von der Reibung und aufgeschürft. Da habe ich nochmals Glück gehabt, weiter vorne wäre der ungewollte schnelle Abstieg anders verlaufen.
Langsam sind wir müde, wir kommen nicht mehr so schnell vorwärts. Die Strecke ist aber nun flacher und hat ab und zu einen aperen Wanderweg. Wir kreuzen hie und da neugierige Steinböcke. Kurz nach fünf Uhr treffen wir nach mehreren Stunden Wanderung bei der Hütte ein – jetzt gönnen wir uns erstmal ein Bier. Die Etappe war wegen dem vielen Schnee länger als gedacht. Die Berge sind noch Wolkenverhangen und so habe ich keinen Drang die umliegenden Seelein zu erkunden. Nach dem Nachtessen gibt es noch eine warme Schokolade und nun geht es ab ins Bett. Der Wecker ist gestellt, eventuell klart es ja in der Nacht auf und die Milchstrasse wird sichtbar. Kurz nach Mitternacht klingelt der Wecker, ich putze die beschlagene Scheibe und erkenne den Sternenhimmel. Mit allem Equipment mache ich mich nach draussen an die Kälte. Ein paar Bilder von der Milchsstrasse und ich gehe wieder zrück in den warmen Schlafsack. Schon bald will ich erneut raus, den Sonnenaufgang bei den Lacs des Chéserys fotografieren.
Noch in der Dunkelheit machen wir uns auf zum einen See, dieser ist noch grösstenteils mit Eis und Schnee bedeckt. Ganz zuhinterst hat es eine offen Stelle, die Berge spiegeln sich an der Wasseroberfläche. In der blauen Stunde beginnen die spitzen Berge um den Mont Blanc durch das erste Tageslicht zu leuchten. Nach und nach kommt mehr Licht in die Szene und die wenigen Schleierwolken am Himmel färben sich im Morgenlicht.
Es ist ein wundervoller Tagesbeginn. Das reichliche Morgenessen in der Hütte rundet den Tagesanfang ab. Nun will ich mit der Gondelbahn zurück nach Chamonix. Blöd nur, dass diese per heute Morgen den Betrieb wegen zu wenig Touristen eingestellt hat. So bleibt mir nichts anders übrig, als bis ins Tal zu laufen. Die Sonne heizt schon vor dem Mittag ordentlich ein, ich bin froh die Talsohle erreicht zu haben. Nun geht es ab nach Hause. Hier hin komme ich sicher nochmals zurück 🙂
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