Die Reise in den Norden ist heuer etwas erschwerlicher als auch schon. Meine Gesundheit ist gerade nicht in Höchstform. Ich bin an Krücken und gleite etwas unbeholfen mit dem Rollkoffer und dem restlichen Gepäck an den Bahnhof.
Das Flugzeug nach Island ist voll, die Reiselust treibt die Menschen wieder in ferne Länder. Zu meinem Erstaunen hat das moderne Flugzeug sogar Boardunterhaltung und so komme ich in den Genuss eines neuen Films. Der Flug vergeht bei mir so immer im nu, trotz quengelnder Kinder neben uns. Endlich zu später Stunde in Reykjavik angekommen, tut es zur Not auch mal wieder ein Subway Sandwich. Der zusätzlich bestellte Salat ist typisch amerikanisch mehrheitlich mit Fleisch bepackt anstatt mit frischem Salat bedeckt.
Unser 4×4 Wagen mit Dachzelt ist am nächsten Morgen bei „Go Campers“ schnell abgeholt und wir machen uns auf zum Einkaufen. Der Instruktor macht uns noch darauf aufmerksam, dass ein Tunnel im Norden separat zu bezahlen ist. Wir merken an, dass wir nicht so weit in den Norden fahren wollen.
Frische Esswaren und alles Nötige wird nun in Tetris Anlehnung in den Wagen verstaut. Nun ab in ein gemütliches Kaffee um die Ecke – die Planung der ersten Tage beginnt. Das Wetter im Norden prophezeit viel besser zu sein als im Süden. Tja, so fahren wir nun dennoch die Region Mývatn an, die wir vor einer Stunde noch ausgeschlossen hatten. Ein langer Fahrtag steht an. Es geht entlang der windigen Westküste ins Landesinnere. Das Wetter und die Landschaft sind abwechslungsreich und wir können die ersten Eindrücke sammeln.
Goðafoss
Der Parkplatz am bekannten Goðafoss Wasserfall leert sich langsam, als wir gegen Abend eintreffen. Nach dem einfachen Nachtessen mache ich mich auf zum südlichen Aussichtspunkt, von hier sieht man direkt auf den gewaltigen Wasserfall. Hinter der Abschrankung und den Verbotsschildern steht bereits ein Fotograf (Fotografen dürfen das?). Als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, geht auch der Fotograf. Plötzlich hetzt hinter mir ein anderer Fotograf hervor. Er erklärt mir, wenn das schöne Abendlicht komme, stelle er sich vor mich hin – nur für ein paar Fotos. Na, da erwidere ich mal, dass er doch gerne auch hinter der Absperrung bleiben darf, wie ich. Uh, da habe ich seinen Stolz getroffen. Neben mir stehend, zappt er furchteinflössend und nervös durch seine Foto-Apps. Nach einiger Zeit merkt er an, dass es heute eh nichts mehr wird und er jetzt gehe – und tschüss. Er trottet langsam zum Parkplatz. Zu seinem Unglück wird das Licht danach immer intensiver und der Abendhimmel wird richtig kitschig. Das Licht wird nun schwächer und ich habe genug für heute und packe zusammen. Ich schaue zurück und sehe eine Person hastig, nahe am Herzinfarkt und rotem Kopf auf mich zu kommen. Ich muss schon ein wenig schmunzeln, das App hatte wohl nicht recht.
Eine kurze Fahrt und wir sind auf unserem Zeltplatz. Das erste Mal das Dachzelt stellen, einfacher als gedacht. Das Leitersteigen ist aber mit gebrochener Ferse etwas unbeholfen mit anzusehen. Mit Einbruch der Dunkelheit zeigen sich die ersten Nordlichter. Ich bin zu müde und schlafe bald ein.
Mývatn und Hverir
Am Morgen scheint die Sonne wärmend ins Dachzelt. Wir lassen uns dabei gerne von der kalten Nacht aufwärmen. Heute geht die Reise weiter nach Mývatn. Die Region befindet sich im Bereich des Krafla-Vulkansystem. Eine wunderschöne saftig grüne Landschaft mit heissen Quellen, blubbernden Schlammtöpfen und nervigen kleinen Fliegen.
Der Zeltplatz direkt am See ist noch die letzten Tage offen. Die wunderschöne Lage und die Nähe zum Fish&Chips Laden ist für mich ideal. Ich lasse Sina allein auf die Wanderung ziehen und verbringe den Tag mit Kochen, Fish&Chips essen und einkaufen.
gegen Abend füllt sich der Zeltplatz. Wir hingegen fahren endlich los zum Hverir Geothermalgebiet. Die Dampfwolken in der farbigen Landschaft sind schon von der Passhöhe aus zu sehen. Der Parkplatz ist gut gefüllt und neu kostenpflichtig. Ich bin mit den Krücken und der Kamera ziemlich überfordert und schmeisse bald hin – also die Krücken. So bewege ich mich nun etwas freier zwischen der blubbernden und stinkenden Landschaft. Die Linsenwolken verdichten sich langsam und das letzte Abendlicht bricht kurz hindurch. Der farbige Boden mit dem dramatischen Himmel ist ein Traum. Erst mit den ersten Regentropfen huschen wir ins Auto und brausen davon.
Die morgendliche Fahrt um die Seenlandschaft ist eindrücklich, die kleinen Fliegen aber nervend. Die Reise geht zurück über die Ringstrasse bis die F35 ins Hochland abzweigt. Ein kurzer Stopp in Akureyri für Kaffee und das fehlende Datenkabel und los geht die Reise. Der Tank ist voll und die Erwartungen hoch.
Hveravellir
Ich fahre den ersten Teil der Hochlandstrasse „F35“. Nach kurzer Zeit wird sie ungeteert und holprig. Der Wind pfeift uns draussen ordentlich um die Ohren. Unser Dacia Duster fährt sich aber super. Auf einer Anhöhe gibt es den ersten längeren Halt. Mit der Kamera halte ich die ersten Eindrücke des Hochlands fotografisch fest – Seen, karge Wüste und schnell ziehende Wolken.
Fahrerwechsel und weiter geht es. Stopp – Was ist das für eine Meldung auf dem Display? Reifendruck justieren? Zwar hat man neu auch hier Mobilfunkempfang, aber das Internet hilft mir nicht wirklich weiter. Die Riefen sind optisch gut, dann gehen wir mal weiter. Ein mulmiges Gefühl kommt hoch. Noch nicht lange im Hochland und bereist die erste spannende Rückmeldung vom Auto – Na toll! Mit der roten Warnleuchte „Reifendruckkontrolle“ wird die Stimmung richtig gut – Spiel mir das Lied vom Tod wäre jetzt einzuspielen. Die Strecke genau in der Mitte zwischen Ziel und der letzten Garage. Nach einer kurzen hitzigen Diskussion geht es den Weg zurück. Die Reifen scheinen immer noch gut zu sein, Vorsicht ist aber angebracht. Wir fahren kurz vor Ladenschluss bei der Garage ein, ich eile zum Empfang und Frage nach Hilfe. Bevor ich ausreden kann, fragt er mich, ob es um den hinteren rechten Reifen gehe? Ja – Ich kehre mich um und sehe schnell, warum das so klar ist. Der Reifen ist total platt. Nach einer kurzen Pause ist der Wagen wieder einsatzfähig – Ich hoffe das Beste für die nächsten Tage im Hochland. Ich spüre bei Sina aber noch wenig Vertrauen in den geflickten Reifen…
Nun geht es auf der selben Strecke nochmals zurück. Der Wind ist noch heftiger und wir begegnen einer Gruppe Radfahrer. Die zwei Erwachsenen und zwei Kinder kämpfen gegen den Wind, gegen die Strasse und zum Überfluss regnet es noch leicht. Wir sind uns einige – Wir möchten nicht tauschen. Die Landschaft ändert sich und es wird noch karger. Kurz vor dem Ziel ist alles voller schwarzem Sand und Gestein. Die lange Fahrt in der Mondlandschaft ist für heute in Hveravellir zu Ende. Die warme Lodge ist verführerisch, wir schlafen aber im Dachzelt. Vor dem Schlafen gehen gibt es das wohlverdiente Bad in der heissen Quelle. Zuunterst im Thermalfeld ist ein Becken gebaut, darin wird das kochende Wasser mit kaltem Wasser auf angenehme Badetemperatur gemischt. Im Bad haben sich zwei Personen gemütlich gemacht, die ich nicht weiter beachte. Nach einer kurzen Runde um das Thermalgebiet gesellen wir uns dazu. Erst als ich mit Namen begrüsst werden erkenne ich die Zwei. Mathias und Nadine – Ein Zufallstreffen mitten im Nirgendwo mit alten Freunden.
Das Feuchte und kalte Wetter macht das draussen Kochen zum Verleiden. Es hat keinen Aufenthaltsraum und so gönnen wir uns ein Abendessen in der Lodge. Das Apfelstrudel Dessert mit Kaffee rundet den Abend ab. Früh bin ich am Morgen wach und laufe im Dunklen zu den heissen Quellen. Die Wolken wechseln sich dramatisch und pünktlich zum Sonnenaufgang scheint die Sonne zwischen den schwarzen Wolken hindurch. Die dampfende Landschaft wir rot angeleuchtet – Ein morgendlicher Traum.
Das Morgenessen nehmen wir bei dieser Kälte im Auto zu uns. Wir freuen uns auf die Weiterfahrt auf der schönen Hochlandstrasse. Vor uns verschneite Berge und eine weite Landschaft. Wir halten immer wieder und kommen nicht aus dem Staunen heraus. Gletscher thronen über den farbigen Bergen. Durch die schnell ziehenden Wolken wir die Landschaft immer wieder in anderes Licht gerückt. Am liebsten würden wir die Strasse nochmals abfahren, aber wir müssen weiter. Ich schwärme schon lange von Landmannalaugar – Dies soll heute Realität werden.
Landmannalaugar
Ein weiter Weg über Strassen und Flüsse, bis wir endlich beim Visitor Center im Hochland ankommen. Der Fuss schmerzt von der holprigen Strasse. Dennoch wollen wir heute weiter hinein nach Landmannalaugar.
Das goldige Abendlicht lässt uns immer wieder anhalten. Die Landschaft entlang der F208 ist ein Traum aber holprig und mit scharfen Vulkanfelsen gespickt. Unser Dacia gibt das Beste und gibt uns das Vertrauen in den Wagen zurück. Erst als es langsam Dunkel wird, erreichen wir das Ziel. Vor uns liegen zwei tiefe Furten (Flussläufe), die in der Dunkelheit fürchtig sind. Ein kleiner Streit entfacht – ich möchte hindurch, Sina nicht. Wir übernachten auf dem vorgeschobenen Parkplatz und entscheiden Morgen ausgeschlafen nochmals neu.
Ein neuer Tag bricht an und wir schauen den anderen Autos bei der Querung der Furten zu. Je nach Fahrstil und Routenwahl nicht ohne. In der Mitte ist der Wasserstand hoch und nur die ausgerüsteten Hochlandfahrzeug passiert ohne Probleme. Einige Fahrzeuge leeren danach das Wasser aus der Kabine. Der Dacia mit den kleinen Rädern und ohne Schnorchel ist dazu mässig geeignet. Die Versicherung würde einen Schaden auch nicht decken und das kann teuer werden. Wir entscheiden den Wagen definitiv nicht durch die Furte zu fahren.
Ein Traum Tag bricht an – Sonnenschein und kein Wind. Ich will heute nicht faul sein. Mit den Krücken geht es los auf die erste Wanderung. Hoch über die Hügel, die Armen werden dabei ordentlich trainiert. Von oben haben wir eine wunderbare Sicht auf die umliegenden farbigen Hügel. Der Abstieg ist im rutschigen Gelände schwieriger als gedacht. Unten auf der Ebene angekommen möchte ich bereits am Ziel sein. Doch es geht noch durchs Lavafeld zurück. Fünf Stunden später sitze ich auf dem Steg vor dem Camping und nippe am wohlverdienten Bier.
Die Badehosen sind schnell angezogen. Bevor die Sonne hinter den Hügel verschwindet, nehmen wir wie viele andere ein Bad in der heissen Quelle. Ab und zu sickert sehr heisses Wasser direkt durch den Kieselboden. Wehe man hat ein Körperteil direkt darüber. Ich will hier nicht mehr raus, so schön warm ist es im Becken. Doch der Magen knurrt und so ist Kochen gerade so wichtig geworden. Nach dem leckeren Nachtessen geht es los zum Fotografieren. Ich laufe einen Hügel hoch und komme ausser Atem oben an. Das Licht zaubert gerade eine herrliche Stimmung in die Landschaft. Die nächste Stunde geht die Post so richtig ab. Von den intensiven Farben und dunklen Wolken werde ich noch lange träumen. In jeder Richtung hat es ein Motiv und ich fülle regelrecht die Speicherkarten. Zur Dämmerung habe ich dann genug und mache mich auf den Rückweg. Ich muss nach dem intensiven Tag mal schlafen gehen.
Nach dem nebligen Morgen kommt die Sonne zurück und es wird erneut ein schöner Tag. Wir entscheiden uns spontan hier zu bleiben und weitere Wanderungen zu machen. Sina nimmt eine anspruchsvollere Wanderung in Angriff und ich wähle das Mittelmass. Es geht wieder durchs Lavafeld. Der kleine See am Ende ist Wellenlos und die Landschaft spiegelt sich darin perfekt. Von hier geht es hoch und noch weiter hoch. Ich bin dann froh oben angekommen zu sein. Von hier geniesse ich den spektakulären Blick in ein Seitental. Die Hänge leuchten in allen Farben.
Unten treffe ich Sina und wir wählen einen verwinkelten Weg zurück durchs Lavafeld. Ich bin bald mit der Motivation am Ende und lasse Sina ziehen. Viele Pausen später komme ich erschöpft und ausgelaugt endlich zum Camping. Eine Packung Chips und ab ins warme Wasser – es verkommt schon fast zum Ritual.
Der Morgen danach ist wie gemacht zum Weiterfahren. Der Himmel bewölkt und wir voll motiviert. Auf dem Weg in den Süden gibt es ein kurzer Stopp bei Sigöldugljúfur Wasserfällen. Wir haben Lust auf Kaffee und so halten wir kurze Zeit später im Highland Center Hrauneyja. Die Lust auf ein salziges Menü ist höher als für Kaffee und so werden erst mal Burger bestellt. Boah, dies sind sehr lecker und munden uns. Der Kaffee ist dann aber nach dem eher fettigen Essen sehr willkommen.
Gestärkt für die lange Fahrt geht es nun definitiv weiter in den Süden. Das Wetter dort soll in den nächsten Tagen super werden und es ist eine hohe Nordlichtaktivität vorausgesagt – was uns wohl erwartet?
Skógafoss
Die lange Fahrt in den Süden ist anstrengend und ab und zu ist die Sicht wegen des Starkregens schlecht. Nach mehreren Stunden erreichen wir den Seljalandsfoss Wasserfall. Eigentlich sollte hier ein Camping sein, der aber nicht mehr existiert. Von Auto aus beobachten wir die unzähligen Touristen, die den Weg zum Wasserfall säumen. Bei meinem letzten Besuch im Jahr 2015 war man in dieser Jahreszeit fast alleine und nun ist der Ort ein Hotspot. Uns fällt die Decke auf den Kopf und fragen uns was wie hier im Süden machen – Was uns wohl erwartet? Wir fragen uns dies erneut aber in einem anderen Fokus.
Wir fahren weiter, der nächste Camping ist direkt vor dem Skógafoss Wasserfall. Auch hier hat es ein Übermass an Touristen. Der Parkplatz ist nun viel Grösser als früher. Die wenigen Toiletten sind aber immer noch gleich grausig wie vor 7 Jahren, also hat sich hier doch nicht so viel geändert. Müde vom Touristen Koller bleiben wir heute hier.
Eine kurze Wanderung dem Fluss hoch, um den Kopf zu lüften. Das Nachtessen ist der heutige Aufsteller und bald geht es ab ins Dachzelt. Die Seitenwände bleiben zur Beobachtung offen, der Wecker gerichtet – Die Jagd nach den Nordlichtern beginnt. Mit dem ersten Wecker um 22:00 Uhr mache ich mich nach draussen. Kurz Zeit später erscheint das erste grüne Licht am Himmel. Ich wecke Sina und gehe los zum Fotografieren. Das Licht am Himmel wird stärker. Ich erstelle die ersten Fotos mit der Aurora direkt über dem Skógafoss. Vor mir hat es wenige Fotografen. Doch mit der Zeit werden es immer wie mehr und es fahren unzählige Autos mit Volllicht vor und die Nacht wird mit den vielen Lampen und Leuchten zum Tag. Das Verhalten diverser Leute, primär Fotografen lässt zu wünschen übrig. Die Rücksicht auf andere Personen ist nicht gegeben. Eine Gruppe stellt sich direkt vor mir auf. Nach einer Zeit ist das Schauspiel am Boden grösser als am Himmel und ich verziehe mich und überlasse den Trotteln das Feld.
Zurück im Dachzelt geniesse ich das zurückgekehrte und intensive Schauspiel am Himmel von Auge. Die Intensität ist heute sehr hoch und es tanzt wie wild am Himmel. Einige Zeit später schlafe ich ein und freue mich auf einen Tag – Die 5 Sterne Trottel müssen jetzt noch heim fahren…
Skaftafell und Jökulsárlón
Der Tag bricht an und wir machen eine Wanderung entlang des Gletschers. Da ich viel langsamer bin, lasse ich Sina ziehen. Ich geniesse die Zeit in der Herbstsonne. Der Flora und Fauna ist schon ordentlich farbig und das Wetter bombastisch. Ich brauche heute aber viele Pausen, da die Armen langsam müden werden und die Tritte wohl überlegt sind.
Ich bin früh retour und blase die Matratze auf. Was gibt es schöneres als in der Nachmittagssonne zu faulenzen? Um sechs Uhr fahren wir endlich los zu einem weiteren Highlight der Reise – dem Jökulsárlón. Der gigantische Gletschersee mit den vielen Eisbergen darin. Ich war schon beim letzten Besuch hell begeistert davon. Der Weg über die Moräne ist kurz und schon steht man vor dem Gletscher – wo ist er? Vor sieben Jahren konnte man den Gletscher noch gut sehen und nun ist er einige hundert Meter weiter hinten. Der Veränderung ist auch hier sichtbar – krass!
Die Wanderung führt uns am See entlang. Es ist fast windstill und die Eisblöcke spiegeln sich im kalten Wasser. Die Farben variieren je nach Sonneneinstrahlung, aber das eisige Blau dominiert die Umgebung. Ich habe meinen Platz für den Sonnenuntergang gut ausgesucht und habe eine sehr interessante Eisformation vor mir.
Doch die Wolken verlieren nach und nach die Farben und ich vermute, dass heute nichts wird. Vermutlich schlägt hier das Karma vom Goðafoss zurück. Wir sitzen seit 5 Minuten im Auto auf dem Rückweg auf den Camping und der Himmel fängt an zu leuchten. So etwas habe ich noch nie gesehen. Der Himmel brennt regelrecht – Ich verpasse den schönsten Sonnenuntergang mit perfekten Bedingungen am Jökulsárlón. Ich ärgere mich lautstark – Sina begreift die Welt nicht. Tja, so blutet das Fotografenherz. Mit jedem Kilometer, den wir nach Westen Fahren sehen wir mehr vom Sonnenuntergang. So etwas habe ich wirklich noch nie gesehen.
Kaum auf dem Camping angekommen, macht mich Sina auf die Lichter am Himmel aufmerksam. Der Sonnenuntergang ist noch nicht weg und die Nordlichter erscheinen bereits. Ich schäme mich in den Boden, so eine falsche Entscheidung heute getroffen zu haben. Sonnenuntergang und Nordlichter am Jökulsárlón mit perfekten Bedingungen – ich schweige und fluche innerlich.
Ein neuer Tag erwacht und ich kriege aus Mitleid erneut eine Chance am See. Mit dem Wissen, das es nie mehr wie gestern sein wird, ist die Stimmung ein wenig getrübt. Aber man muss auch sagen – Es ist nur ein Bild. Das Wetter ist auch super und es gibt einen annehmbaren Sonnenuntergang, natürlich nicht vergleichbar mit gestern. Aber kurz danach rollt der Küstennebel herein und hüllt die Landschaft in den Dunst. Es ist still um uns, schon fast magisch. Als es dunkel wird, fahren wir los, zurück zum Camping. Jetzt mal ordentlich ausschlafen.
Vík und Þakgil
Wir wollen nochmals weg von der Ringstrasse und den vielen Touristen. Per Zufall entdecken wir auf der Karte den etwa 20km von Vík entfernten Campingplatz in Þakgil. Die Hochlandstrecke ist ein Genuss. Im Nebel wirkt die Vulkanlandschaft mit dem saftigen Moosgrün märchenhaft. Die Strasse windet sich hinein in den Canyon, hoch über uns ist der Mýrdalsjökull Gletscher. Der Camping liegt in einem kleinem Kessel und ist bereits bei unserer Ankunft gut besucht. Gegen Abend kommen immer mehr Leute, das wahre Juwel zieht die Menschen an, wie auch uns. Der Nieselregen vertreibt uns schnell ins Dachzelt, für mich ok, da ich am Morgen früh aufstehen will.
Zur Dämmerung stehe ich im Flussbett und habe die Kamera auf eine Felsnadel am Ende des Canyons gerichtet. Die dunklen Wolken bekommen mehr und mehr Farbe und so darf ich einen schönen Sonnenaufgang erleben. Zurück beim Wagen gibt es erst mal frischen Kaffee und bald auch das ersehnte Morgenessen. Nach einer warmen Dusche geht die Reise weiter. Nochmals über die Strasse durch die schöne Landschaft und dann weg von Vík . Das Ziel ist heute einen Abstecher zum Brúarfoss zu machen. Vorher werden aber noch die lokalen Kunstmärkte abgeklappert, auf der Suche nach einem schönen Feriensouvenir. Nach einer langen Fahrt durch die Küstenstädtchen wird uns klar, dass das Wetter die nächsten Tage rund um Reykjavik nicht wirklich freundlich wird. Wir entscheiden uns fürs Touristenprogramm und wollen in die Blaue Lagune. Zu unserem Erstaunen sind in den nächsten zwei Tage nur noch Tickets für 8:00 Uhr Morgens verfügbar. Für mich ist diese Uhrzeit etwas zu früh für das Wellness Programm, aber es bleibt uns nichts anderes übrig. So buchen wir zähneknirschend den Termin und beschliessen nach dem Brúarfoss in die Region des Bads zu fahren.
Brúarfoss
Nun aber erst mal zum Brúarfoss. Ich war bereits vor sieben Jahren hier und den Wasserfall zu finden war damals nicht einfache. Aber in den letzten Jahren hat sich Island einiges verändert. Der Tourismus hat zugenommen und die Plätze haben an Beliebtheit gewonnen. So ist der Parkplatz zum Trail nun einiges grösser und der Weg ist für mich mit Krücken eine Autobahn.
Der Weg führt neben Privatgrundstücken, die sehr klar markiert sind, dem Brúar entlang. Der gewaltige Fluss fliesst durch ein tiefes schwarzes Lavaflussbett. Unter diesen Bedingungen scheint das klare Wasser extrem blau. Nach einer Stunde erreichen wir den Brúarfoss Wasserfall. Von der Brücke aus sieht man in das eingeschnittene Flussbett, wo das Wasser über den Lava Fels fällt. Unzählige kleine Wasserfälle leuchten mit den Herbstfarben um die Wette. Das Licht ist perfekt, die dunklen Wolken lassen die Szene dramatisch wirken. Der Rückweg ist schnell hinter uns gebracht, die letzten Ausflügler kreuzen uns. Am Trailstart sehe ich den Foodtruck immer noch offen dastehen. Ich beeile mich mit den Krücken, mit dem Wunsch auf einen Kaffee. Mein Glück ist es, dass die Verkäuferin die Zeit vergessen hat und zu später Stunde mir ein Kaffee zubereitet. Wow, so kann das Wandern enden. Nun geht es auf nach Grindavík – Morgen wartet die Blaue Lagune zum Entspannen.
Blaue Lagune / Reykjavík
Die letzten Tage im Naturwunder Island stehe an. Draussen regnet es in Strömen und wir stehen um 8:00 Uhr vor der Thermalbad der Blauen Lagune. Eigentlich stemple ich diesen Ort als Touristenfalle ab, der Eintritt ist mit ca. 90 CHF heftig. Vier Stunden später, müde aber völlig erholt stehe ich erneut draussen im Regen – Es hat sich gelohnt! Nun geht es ab nach Reykjavik, gut Essen und etwas Stadtbummeln. Und hier endet auch die wundervolle Reise – Bis zum nächsten Mal.
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[…] jetzt nicht weis was dies ist, kann das gerne im kürzlich erschienen Blog aus Island nachlesen (Blog Link: Island). Und ja, es wird mein Moment, der Himmel brennt nach wenigen Minuten regelrecht. Ein gigantischer […]