Nach einer Woche in Slowenien geht es nun weiter in die Dolomiten. Schon mitte Jahr haben wir die zwei Übernachtungen in der drei Zinnen Hütte, direkt vor den bekannten Bergen, gebucht und noch die letzten Betten ergattert. Bei der Hinfahrt ziehen dunkle Wolken auf und die Motivation schwindet, in die Berge zu gehen.
Naturpark Drei Zinnen
Für den Zustieg entschieden wir uns im Vorfeld von der Fischeleinbodenhütte bei Sexten hoch zu laufen. Der Wanderweg ist einiges spannender als von der Auronzo Hütte. Bereits im Anstieg klart der Himmel nach und nach auf und lässt uns schwitzen. Zum Glück weht ein schwacher Wind, der hilft nicht zu überhitzen. Das Rucksack ist wieder einmal dank der Fotoausrüstung schwer und bis oben voll gestopft. Die Hütte hat 140 Betten und bietet den Übernachtenden die beste Sicht in den Dolomiten. Vom Fenster aus sieht man direkt auf die imposanten Drei Zinnen. Das Nachtessen ist sensationell, ein Dreigänger mit je drei wählbaren Menüs – eigentlich weit weg von jeder Hüttenromantik. Die Verköstigung der hundert Personen dauert einige Zeit und mich juckt langsam der Finger. Draussen ziehen bereits Wolken auf. Das Dessert verschlemme ich dann im Eiltempo und hetze nach draussen. Nach ein paar Bildern beginnt es leicht zu regnen. Der Regen wird immer stärker, Donner und Blitz setzen ein. Innert kürzester Zeit giesst es wie aus Kübeln. So sehr habe ich mir gewünscht die Drei Zinnen mit der Milchstrasse abzulichten. Etwas geknickt gehe ich schlafen und hoffe, dass der Regen bald vorbei ist. Als ich um zwei Uhr Morgens aufs WC muss, ist es draussen unheimlich still. Kein Donnergrollen, kein Regenplatschern – ein herrlicher Sternenhimmel leuchtet. Sofort zurück ins Zimmer, Kamera holen und los geht es. In der Euphorie habe ich vergessen die Wanderschuhe anzuziehen und bin nun mit meinen neuen dünnen Hüttenschuhen draussen. Ich spüre jeden kleinen Stein, von denen es im Schotterfeld noch so einige hat. Die Tortur ist es wert, bereits auf dem Display leuchtet die Milchstrasse perfekt. Glücklich gehe ich erneut zu Bett und stelle den Wecker zum Sonnenaufgang. Noch in halber Finsternis gehe ich morgens nach draussen und stelle fest, dass die starken Regenfälle vom letzten Abend einen kleinen See gebildet haben. Nach und nach schwärmen die anderen Fotografen aus der Hütte. Zum Glück haben nur wir drei Fotografen den kleinen Tümpel entdeckt, der nicht grösser als drei auf drei Meter ist. Als die ersten Sonnenstrahlen die drei Zacken erreichen, ist für mich die Bildkomposition mit der Spiegelung im See perfekt. In wenigen Stunden die zwei gewünschten Bildideen umsetzen, was für ein Glück.
Tre Cime bei Nacht
Spiegelung
Nach einem ausgiebigen Morgenessen wandern wir in etwas mehr als drei Stunden um die Drei Zinnen. Der Rückweg zur Hütte gleicht einer Wander-Autobahn. Zu hunderten begeben sich Wanderer zur Drei Zinnen Hütte. Zurück verziehen wir uns aufs Zimmer und überlassen die Sonnenterrasse den sonnenhungrigen Tagesausflügler. Am späteren Nachmittag lässt der Andrang nach und wir geniessen die herrliche Atmosphäre und erkunden die umliegenden Stellungen und Löcher aus dem 1. Weltkrieg. Was hier gelocht, gesprengt und gebuddelt wurde beeindruckt uns sehr! In der gesamten Dolomitenregion sind Berge verlöchert und erinnern an den Gebirgskrieg zwischen Italien und Österreich. Nun ist schon wieder das Nachtessen auf dem Programm, wie gestern überwältigend. Den Tisch teilen wir mit einer Gruppe Deutschen, für Unterhaltung ist gesorgt. Was für ein lustiger Abend. Nach dem Essen ist wieder mal Fotografieren angesagt. Leider gibt es auch hier ein paar Selbstdarsteller, die sich nach vorne drängen und sich Posend ablichten lassen. Am liebsten wählen sich solche Leute den höchsten Punkt zuvorderst aus, damit ihnen ja alle zuschauen dürfen. Zum Glück gibt es Photoshop und die Personen sind mit ein paar Mausklicken aus dem Bild entfernt.
Auch diese Nacht mache ich mich nochmals auf, die Sterne abzulichten. Wegen dem Mondlicht ist das interessante galaktisch Zentrum der Milchstrasse nicht ganz sichtbar. Diese Konstellation nutze ich selten, ich fotografiere viel lieber in der absoluten Dunkelheit bei Leermond. Es ist gar nicht so einfach die optimale Einstellung bei soviel Restlicht zu finden. Ich probiere fast eine Stunde aus bis ich das gewünschte Foto habe. Danach gehe ich nochmals Schlaf suchen. Zwar klingelt vor der Dämmerung der Wecker, ich bin aber viel zu müde um mich aus dem Bett zu quälen. Der Himmel draussen ist nicht so spektakulär sondern wolkenfrei, so überlasse ich die Szene den vielen anderen Fotografen.
Nach einem leckeren Frühstück wandern wir über die Zsygmondy Hütte zurück zur Fischleinbodenhütte, wo das Auto parkiert ist. Diese Route ist für den Abstieg sehr zu empfehlen, auch wegen der grandiosen Aussicht auf die umliegenden Berge.
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Sonnenuntergang und die Drei Zinnen im Mondschein
Lago di Sorapis
Schon bei der Reisevorbereitung ist mir in einem Magazin der Lago de Sorapis ins Auge gestochen. Das türkisfarbene Wasser umgeben vom spitzigen Sorapis Massiv, ein einmaliges Motiv. Auch die anderen geplanten Schauplätze liegen nicht unweit von Cortina d’Ampezzo, ein renommiertes Winter- und Bergsportzentrum, vielleicht ein bisschen das Zermatt von Italien. Der Touristenort bietet einige Zeltplätze, die aber in der Ferienzeit rasch ausgebucht sind. Wie schon vorher mussten wir die Erfahrung machen, dass keine Plätze im Voraus reserviert werden können. Per Zufall finden wir auf dem ersten Campingplatz ein Schattenplatz unter den Lärchen. Da die Dolomiten von den Lärchenwälder geprägt sind, schwelge ich schon jetzt in der Planung, einmal im Herbst hier herzukommen und die goldigen Lärchenwälder zu geniessen. Nach und nach wird uns der Zeltplatz sympathischer, die ältere Dame im kleinen Campingladen deckt uns mit Infos und Tipps zu, dass wir mehrere Wochen in der Umgebung verweilen könnten.
Den ersten Ausflug machen wir nun zum Lago di Sorapis. Zwar ist eine Gewitter gemeldet, aber oben am See hat es einen bewirtete Hütte, wo wir im Notfall Schutz suchen können. Auf dem Weg zum See kommen uns all die vielen Tagestouristen, die vom heranrollenden grollenden Gewitter fliehen, entgegen. Wir sind überrascht wie viele hunderte Leute uns entgegen kommen, die meisten sind aber eher schlecht ausgerüstete und nicht gut zu Fuss. Der Wanderweg ist ab und zu sehr abschüssig und sollte nur mit gutem Schuhwerk begangen werden. Kein Problem für die heutigen Trend-Wanderer, die zum Teil in Flipflops und Bikini unterwegs sind. Zwar ist es verboten im See zu Baden, aber die Selfieverliebten Instagrammer scheint das wenig zu interessieren. Hauptsache man hat ein paar gute Selfies mit dem aufblasbaren Einhoren in diesem unglaublichen See. Kurz bevor wir den See erreichen beginnt es zu regnen, wir eilen zur Hütte und als wir dort ankommen giesst es wie aus Kübeln. Nach einer halben Stunde ist das Gewitter über uns weggezogen und es klart wieder auf. Wir machen uns auf zum See, der nun fast menschenleer ist. Aufpassen muss man, wenn man sich abseits des grossen Rundweges aufhält. Überall besteht die Gefahr in die Exkremente zu stehen und am Wegrand findet man unzähligen Müll und leere Energie-Drink-Dosen. Diese Umstände, die man immer häufiger an den Touristen-Hotspots vorfindet, trübt ein wenig die Schönheit dieses Sees. Nachdem ich ein paar gute Fotos machen konnte, begeben wir uns auf den Heimweg bevor es dunkel wird. Auf dem Rückweg finde ich noch ein paar interessante Fotomotive, die umliegenden Berge werden von den letzten Sonnenstrahlen rot beleuchtet.
Lago di Sorapis
Dolomiten Panorama im Abendlicht
Dolomiten Berge
Lago di Federa und Lago di Limides
Zum Abschluss wandern wir vom Paso di Giau zum Lago di Federa. Für mich ist es ein Rekognoszieren, der See ist viel schöner im Herbst, wenn im Hintergrund die Berge leicht verschneit sind und die Lärchen im Vordergrund goldig leuchten. Zusätzlich weht ein Wind und so ist eine Spieglung im See nicht möglich. Die Wanderung ist eindrücklich, man könnte auch in den Anden in Südamerika sein. Beim Refugio am See gönnen wir uns Kaffe und machen uns dann auf den Rückweg.
Am Abend steht noch der Besuch des wunderbaren Lago di Limides auf dem Plan. Nach einem kurzen Nachtessen fahren wir zum Lago di Limides. Das Abendlicht ist herrlich und bricht zwischen der Wolkendecke durch. So renne ich zum See hoch, aber vergebens. Völlig verschwitzt stelle ich fest, das der See komplett ausgetrocknet ist – ich stosse laut ein paar Kraftausdrücke aus. Nur noch eingetrockneter Schlamm erinnert an einen See. Wieder etwas beruhigt, suche ich mir einen alternativen Spot etwas höher gelegen und geniesse die wunderbare Abendstimmung. Gleichwohl zufrieden machen wir uns auf den Rückweg und gönnen uns ein kühles Bier an der Camping Bar.
Panorama vom Paso di Giau
Sonnenuntergang am Piz Boè
Da der Wetterbericht Gewitter und Sturm angekündet hat, beschliessen wir nach Hause zu fahren. Die zwei Regionen sind fett in unseren Köpfen vermerkt, mal schauen wann wir hierher zurückkehren.