Mingalarbar – guten Tag. Eine Reise nach Burma war schon lange auf meiner Wunschliste. Die Bilder der unzähligen Pagoden in Bagan gehen seit Jahren um die Welt und auch sonst scheint das Land viel zu bieten.
Vorneweg – ob man Birma, Burma oder Myanmar sagt, habe ich bis am Ende dieser Reise nicht eindeutig in Erfahrung bringen können. Ab 1989 wäre es gemäss der Militärjunta Myanmar.
Burma ist ein Vielvölkerstaat mit vielen Sprachen und über hundert Volksgruppen. Mithilfe dieser Volksgruppen unterwarfen im 19. Jahrhundert die Kolonialherren das Königreich Burma. Unabhängig vom Vereinigten Königreich (Grossbritannien) wurde das Land dann 1948, die britischen Einflüsse sind heute noch vielerorts spürbar. Auch die Spannungen unter den Volksgruppen flammen oft wieder auf. Dennoch haben wir uns entschieden, das Land zu besuchen, dass erst 2011 für den breiten Tourismus geöffnet wurde.
Unsere Reise beginnt mit einem zehnstündigen Flug von Zürich nach Bangkok. Eine Nacht verbringen wir hier in einem einfachen Hotel mitten im lebendigen Zentrum. Am nächsten Morgen fahren wir früh mit dem ersten Bus acht Stunden nach Mao Sot im Nordwesten von Thailand. Die kleine Grenzstadt zu Burma ist weniger verschlafen als gedacht. Wir nutzen die letzten Stunden des Tages und fahren zum nahe gelegenen Tempel Wat Phrathat Doi Hin Kio. Wie hier üblich, ist die Tempelanlage zuoberst auf dem markanten Hügel gebaut. Höhepunkt ist dabei ein kleiner goldener Fels mit einer Pagode darauf. Es sind viele Stufen hoch, für uns sehr anstrengend, da wir uns noch nicht an das warme Klima gewöhnt haben. Die erste Herausforderung ist eine Abzweigung nach 500 Stufen. Ich entscheide mich für rechts und lande prompt am falschen Ort. Die Stufen bringen mich zum höchsten Punkt des Tempels, der kleine Golden Rock liegt aber viel weiter unten. So verpasse ich dort den Sonnenuntergang, geniesse aber später die Dämmerung mit Weitsicht ins Tal.
Früh am Morgen geht es mit dem Taxi an den Grenzübergang, der Ablauf hier ist chaotisch, am Schluss finden wir aber unseren Schalter für die Ausreise. Nun machen wir uns zu Fuss über die Friendship Brücke zur Immigration in Burma. Das notwendige eVisum haben wir im Voraus für diesen Grenzübergang eingeholt. Nach erfolgter Einreise steht nun Geldwechseln auf dem Programm. Die Binnenwährung Kyats kann nur im Land gegen US-Dollar gewechselt werden. Je nach Notenwert und Zustand gibt es einen anderen Wechselkurs (1350-1500 pro USD), intakte grosse und nicht gefaltete Scheine sind am beliebtesten. Mit einem Kleinbus fahren wir nun mehrere Stunden über holprige Landstrassen nach Hpa-An. Zu meinem Erstaunen habe ich trotz meiner Grösse in diesem kleinen Bus genügend Beinfreiheit und so macht die Reise sogar für die Gelenke Spass. In unserem Bus fährt ein Mönch mit und wir stellen rasch fest, dass diese einen anderen Status haben. Er darf kostenlos mitfahren, kriegt Wasser und ihm wird die Tür aufgehalten.
Hpa-an
Eigentlich war dieser Ort nicht auf unserer Route, aber da der Golden Rock gerade renoviert wird, haben wir kurzfristig die Reiseroute geändert. Hpa-An ist zwar etwas schmuddelig, aber noch sehr ursprünglich. Die unzähligen Tuk-Tuk’s rattern hier durch die engen Gassen und hupen zum Freihalten der Verkehrswege wie wild. Als fast einzige Touristen werden wir hier bemustert und bei Blickkontakt mit einem Lächeln begrüsst. Trotz den schwierigen Lebensbedingungen und armen Verhältnissen begegnen uns die die Leute hier bereits zu Beginn unserer Reise sehr freundlich und aufgeschlossen.
Am Nachmittag organisieren wir uns ein Tuk-Tuk und fahren für 20‘000 Kyat zum Kloster Kyauk Kalat Paya etwas südlich von Hpa-An. Der markante Karstfels mit der goldenen Stupa auf einer kleinen Insel im See, sticht wie eine Nadel aus der Landschaft heraus. Wir laufen zuerst gemütlich am Schatten um den See und dann über die Brücke auf die Insel – der Zutritt ist kostenlos. Wir sind fast die einzigen Touristen und dazu noch die Jüngsten. So werden wir mit Fotoanfragen eingedeckt, oft nur mittels einfachen Handzeichen, da viele hier nicht gut Englisch können. Ich komme fast nicht zu meinen Fotos, vor allem junge burmesische Damen haben es auf ein Selfie-Foto mit mir abgesehen. Auffallend ist, dass heute hier das Mobiltelefon fast den gleichen Status wie die Religion einnimmt. Ob Mönch, Bauer oder Arbeiter, jeder hat eins und nutzt es rege. Meine (zu hohe) Bildschirmzeit ist dagegen schon fast als Gelegenheitsnutzer einzustufen. Nach dem Sonnenuntergang machen wir uns auf den Rückweg. Nun ist die Temperatur deutlich angenehmer, aber der Fahrtwind bedingt lange Kleidung. Diese schützt in den Abend- und Morgenstunden zusätzlich von den Moskitos.
Nicht weit von unserem einfachen Hotel liegt der lokale Abendmarkt. Hier wird jede Menge leckere und zum Teil undefinierbare Leckereien zubereitet. Zum Dessert genehmigen wir uns ein Crêpe, jedoch nicht in der scheinbar sehr beliebten burmesischen Variante mit Konfitüre und Mayonnaise.
Mawlamyine
Heute nehmen wir für die Weiterreise das wohl älteste Verkehrsmittel der Burmesen – das Boot. Am Ufer des Thanlwin besteigen wir nach dem Mittag für 12000 Kyat/Person ein Boot um 53km bis ins Mündungsgebiet runter nach Mawlamyine, dem Zentrum des Mon Staates, zu gelangen. Schon früh war die Lage dieser Hafenstadt wichtig und hart umkämpft.
Gemütlich tuckert das laute aber überdeckte Boot in der prallen Sonne über das rostbraune Wasser. Es geht entlang von kleinen Inseln, Fischern, Hüttendörfer und Reisfelder. Am späten Nachmittag kommen wir unserem Ziel näher, die Lichtstimmung wird dank dem Dunst und dem Rauch der Feuer früh goldig. Der Kapitän nimmt Kurs entlang des Ufers, das nun vermehrt besiedelt ist. Erwachsene und Kinder lachen uns zu, winken freudig und posieren sogar für ein Bild. Nach eindrücklichen vier Stunden landen wir an einem kleinen Hafen von Mawlamyine.
Mit einem Tuk-Tuk fahren wir zu unserem Hotel, das direkt an der Wasserfront liegt. Wir gehen früh ins Bett, allgemein ist in Burma am Abend nicht viel los, dafür wird früh aufgestanden.
So organisieren wir uns für 20000 Kyat ein Tuk-Tuk für den Besuch des riesigen liegenden Buddhas WinSein Yadana Taung. Nach einem Zwischenstopp bei einem anderen Tempel geht es zum liegenden Buddha. Nach dem Eingangstor folgen wir den in einer Reihe angeordneten Buddha Figuren. Als die Landstrasse endet und es nur noch ein Trampelpfad gibt, machen wir uns zu Fuss weiter. Durch niedriges Gestrüpp führt der Weg entlang der Figuren hoch auf den Aussichtspunkt, von wo wir mit einer einmaligen Sicht auf den liegenden Buddha belohnt werden. Ich möchte aber nicht wissen, was da alles mit uns durchs Gestrüpp gekrochen oder geschlängelt ist. Die Fahrt geht weiter, der liegende Buddha nimmt nun langsam Gestalt an und zeigt seine wahre Grösse. Seit 1991 wird hier an der gigantischen 400m3 Statue gebaut. Der Kopf ist achtstöckig und 34 Meter hoch. Darin sind über hundert achtzig Räume mit Figuren zur Geschichte des Buddhas. In den unteren Etagen bereits fertig farbig bemalen, sind oben noch die unbemalten Figuren zu finden. Zum Fotografieren mit dem seitlichen Morgenlicht für mich sehr interessant. Gigantisch, was hier der Mönch Win Sein Tawya Sayadaw erschaffen hat. Da kann man gut nochmals eine zweite noch grössere Skulptur gegenüberliegend erstellen – aktuell ist diese aber noch im Rohbau. Die Mittagshitze wird nun langsam unerträglich und so fahren wir zurück zum Hotel – Siesta im kühlen Hotelzimmer.
Als es am späteren Nachmittag langsam kühler wird, machen wir uns auf den Weg auf den Stadthügel, der mit diversen Tempeln, Pagoden und Klöster gesäumt ist. Jedoch gönnen wir uns vorher einen Abstecher in eine kleine Bäckerei mit Kaffee und viel Kuchen – ein Hauch Frankreich mit burmesischem Touch. Gesättigt mit Schokoladenkuchen nehmen wir den steilen Aufstieg auf den Hügel in Angriff. Wir erkunden nach und nach die verschiedenen Bauwerke. Die Kyaikthanlan Paya mit der 40 Meter hohen vergoldeten Stupa tut es uns besonders an und so verbringen wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang hier. Vom Aussichtspunkt aus sieht man die Sonne als rote Kugel hinter dem Horizont verschwinden, die Sicht schweift dabei über die Dächer von Mawlamyine.
Früh geht es heute Morgen weiter, bereits um 8:30 Uhr fahren wir mit einem einfachen Fernbus sieben Stunden nach Yangon, unserem nächsten Kurzstopp, bevor es nach Bagan geht. Die Sitze sind ausserordentlich bequem und das Filmangebot besser als im Flugzeug. Reisfelder und Dörfer ziehen am Fenster vorbei, wir geniessen es die Landschaft so in uns aufsaugen zu können.
Yangon
Die teils moderne Stadt mit fünf Millionen Einwohner erschlägt uns fast. Nach der Landidylle kommen wir in der burmesischen Grossstadt an. Keine Tuk-Tuks, dafür hunderte Taxis, die penetrant und zum Teil mit überrissenen Preisen nach Kundschaft suchen. Nach einer Odyssee im Taxi zum Hotel geht es zur legendären Shwedagon Paya mit der 99 Meter hohen Goldstupa. Von unserem Hotel in nur fünf Minuten Gehdistanz, sozusagen direkt in der Nachbarschaft. Der erste Anblick ist etwas anders als vorgestellt. Die riesige Stupa ist in Renovation und somit mit Bambus und Folien eingedeckt. Schade, der Anblick wäre original sicher einzigartig. Dennoch ist das gesamte Areal eindrücklich. Hunderte goldene Türme, Buddhas und natürlich viele Menschen.
Gleich um die Ecke unseres Hotels liegt das Restaurant Sharky‘s, mit vielen selbstgemachten Produkten und zwanzig jähriger Schweizer Erfahrung. Die Preise sind hier aber auch echt schweizerisch, dennoch überessen wir uns an dem leckeren Essen.
Da der Weiterflug nach Bagan überraschend storniert wurde, müssen wir nun einen sehr frühen Flug mit Zwischenstopp in Heho nehmen. Noch Schlafgetrunken durchschreiten wir die (laschen) Sicherheitskontrollen, kurze Zeit später sitzen wir in der Propellermaschine der KBZ Airline. Pünktlich hebt die Maschine ab und bringt uns nach Bagan – ich bin sehr gespannt was uns hier erwartet.
Bagan
Auf Bagan freue ich mich wie ein kleines Kind und habe dazu im Vorfeld ein paar Informationen zusammengesucht. Hier lassen wir es uns mal so richtig gut gehen, wir haben die Chance genutzt und ein günstiges Angebot im eher luxuriösen Bagan Thande Hotel in Old Bagan gebucht. Unser Bungalow unten am Fluss, mit einmaliger Sicht ist ein wahrer Traum. Bagan scheint sich in den letzten Jahren enorm zu verändern. Massen an Touristen strömen hier her und es werden noch mehr werden. Unzählige Angebote an Guides, Ausflügen und Verkehrsmittel – sehr viele Asiaten und Europäer machen hier Stopp und wollen das geheimnisvolle und sagenumwobene Bagan entdecken. Die Preise entwickeln sich auch in diese Richtung, die Gratwanderung für einen nachhaltigen Tourismus ist hier eine Herkulesaufgabe. Bagan mit seiner einzigartigen Pagodenlandschaft ist eines der Touristenziele hier in Burma. Die alte Königsstadt hat über 3000 buddhistische Monumente, die in der kargen Landschaft verteilt sind.
Den ersten Abend verbringen wir mit einer ersten Erkundungstour durch Alt Bagan. Das goldige Licht scheint auf die vielen ockerfarbenen Türme und lädt zum Träumen ein. Jedoch ist als Fotograf die Sicht beschränkt, die Zeit der bekannten Fotos ist vorüber. Zu viele Touristen kletterten unerlaubt auf die heiligen Pagoden und seit dem Erdbeben in 2016 sind viele einsturzgefährdet. So gibt es seit 2018 neue Regeln, es gibt bis auf wenige unbekannte Spots keine Erlaubnis mehr dazu. Alternativ gibt es drei grosse künstliche Hügel, von wo man mit einem Zoomobjektiv (mindestens 200 bis 400mm) dennoch eine einigermassen gute Foto-Perspektive bekommt.
Am nächsten Morgen geht es für mich bereits um 5:30 Uhr los. Ich werde zusammen mit anderen Touristen in einem alten Retro Bus zum Ballon-Startplatz geführt. Ich konnte es mir nicht nehmen einen solchen Flug zu buchen, der einmalig scheint. Ich erhoffe mir zum Sonnenaufgang ein paar Bilder von oben zu machen. Jedoch wird seit dem Verbot durch die Regierung im 2019 weit ab von den Pagoden auf dem Golfplatz gestartet. Unser Ballonführer ist ein wortkarger älterer Brite, der sich nicht viel aus den Gästen macht. 16 Personen werden in den Ballon gequetscht, je nach Standort ist der Blickwinkel leider eingeschränkt. Neu hat es auf der einen Seite (zum Glück nicht auf meiner), eine schwebende Kamera, die einem zusätzlich die Aussicht verdeckt. Kurz vor dem Sonnenaufgang starten wir mit etwa 20 anderen Ballonen und fahren rund 45 Minuten Richtung Süden. Die ersten paar Minuten sieht man ein paar kleinere Pagoden und später fliegen wir über eine karge Savannen Landschaft. Nach der Landung gibt es ein wenig dekadent in Mitten der herbeieilenden armen Dorfbevölkerung französischen Champagner. Noch zum Morgenessen bin ich zurück im Hotel. Ich muss ehrlich sagen, das war mir das Geld nicht ganz wert. Den unzähligen Asiaten hat es zwar ausserordentlich gefallen, die meisten waren aber mit Selfis so beschäftigt, dass sie das drum herum gar nicht mitbekamen. Vielen geht es hier darum die #1 Beschäftigung gemacht zu haben, egal was man erlebt. Dies sind sich vermutlich auch die Veranstalter bewusst, so kann man die Preise auch von Saison zu Saison anheben, auch wenn das Erlebnis geringer wird. Die goldigen Zeiten sind hier vorbei – bis auf den Veranstalter. Ich habe Bagan schon fast ein wenig abgeschrieben, zu fest zeigt sich die Fassade eines Vergnügungsparks. Ich lege mich kurz aufs Ohr, bevor wir um drei Uhr mit einem Guide, der uns mit einer Pferdekutsche herumführt, abgemacht haben. Christine hat den Guide namens Tun-Tun noch in der Schweiz empfohlen bekommen, dieser freut sich umso mehr uns Bagan zeigen zu dürfen. Gemütlich zieht uns Momo (sein Pferd) durch die staubigen Sandwege, ab vom üblichen Touristenstrom. Er zeigt uns Plätze, die nur Wenige kennen und erzählt uns Wissenswertes in sehr gutem Englisch. Für mich wendet sich das Blatt, ich bin wieder B
begeistert von Bagan, es gibt auch schöne Seiten. Wir sprechen uns ab wo es hingeht, er hätte noch so viel zum Zeigen. Am Schluss führt er uns zu einem der drei Hügel, um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Kaum ist die Sonne hinter dem Horizont, machen sich die hunderten Touristen auf den Rückweg. Wir verbleiben noch eine Weile bis die Dämmerung den Höhepunkt erreicht und die grössten Pagoden beleuchtet werden. Praktisch alleine geniessen wir diesen Moment der Stille. In der Dunkelheit werden wir zum Restaurant „The Moon“ gebracht. Hier verschlingen wir ein äusserst leckeres Curry – sehr zu empfehlen.
Am nächsten Morgen will uns Tu-Tun etwas zeigen, bevor er andere Kundschaft für eine Morgenfahrt hat. So treffen wir uns pünktlich um 8 Uhr vor dem Hotel. Wir brausen auf dem Elektroroller durch die noch kühle Morgenlandschaft. In seinem Dorf machen wir vor dem Kloster halt und warten auf die Mönche, die hier wohnen. Bald kommen die jungen Mönche raus, um im Dorf Essen einzusammeln. Eine super Gelegenheit für mich um ein paar Fotos zu machen. Die rund zwanzig Mönche laufen in einer Reihe von Tür zu Tür und bekommen in ihren Krüge Reis und anderes Essen ausgeschenkt. Jetzt geht es erstmal zurück zum Hotel, eine kühle Ecke suchen um die Mittagshitze zu entgehen. Um drei Uhr geht es bereits wieder mit der Kutsche durch die interessante Pagodenlandschaft. Jede hat seine Spezialität, zum Teil sind bis zu tausend Jahre alt. Am Abend gehen wir ans Flussufer um den Sonnenuntergang zu geniessen. Auf dem Fluss herrscht noch reger Schiffsverkehr, die letzten Fischer bringen ihren Fang ans Trockene. Übrigens kann ich den frischen Fisch aus dem Fluss nur empfehlen. Unsere Zeit ist eigentlich zu Ende, aber Tun-Tun lädt uns noch auf einen Besuch des Marktes ein. Zwischen gedeckten Markplätzen laufen wir tief in das Marktgeschehen, bis wir in einem der hier typischen Restaurants haltmachen. Gegessen werden heute frittierte burmesische Spezialitäten, auf kleinen Plastikhocker am Tisch. Frittiertes Gemüse, Tofu und einen Reisfladen, alles in scharfer Chili Sauce gedippt – herrlich. Nach dem Besuch des Rummelplatzes mit lauter Musik verabschieden wir uns herzlich von Tun-Tun, der uns die letzten zwei Tage durch seine Welt von Bagan geführt hat. Nach einem Bier an der Bar geht es nun ab ins Bett, morgen früh geht es weiter zum Inle See.
Inle See
Nach einer kurzen Fahrt vom Flughafen in Heho kommen wir in Nyaung Shwe an, eine Kleinstadt am nördlichen Ufer des Inle Sees. Der etwa 22 Kilometer lange und bis zu 10 Kilometer breite See ist ein Biosphärenreservat. Mit über 100 Vogelarten ein wahres Naturparadies, dass langsam zu verschwinden droht. Die aufstrebende Nation mit bis zu 7% Wachstum und der Tourismus hinterlässt hier tiefe Furchen. Hotelkomplexe wachsen in die Höhe, Dünger aus den fruchtbaren Felder fliesst in den See und natürlich viel Abfall. Plastikverpackungen ist in Burma neu modern, die Entsorgung ungelöst. Dennoch wollen wir die nächsten Tage nutzen um den unumgänglichen Ruf dieser Region auf dem Grund zu gehen.
Wir haben uns wieder einmal für ein Hostel entschieden, wir sind auf alles Gespannt. Die meisten Hostelgänger sind heute fast 10 Jahre jünger und der Massentourismus hat nicht nur schöne Absteigen hervorgebracht. Das Hostel «Songs Of Travel» überrascht uns aber schon beim Einchecken. Eine junge hübsche Dame begrüsst uns in perfektem Englisch. Wir füllen in der übergrossen Lobby mit Lounge einen Zettel aus, die Angaben beinhalten unter anderem unsere Nicknames. Meinen höre ich noch so oft, ob es daran liegt, dass sich die junge Dame den westlichen Männern hingezogen fühlt? Man fühlt sich aber wohl sehr geschmeichelt.
Das Hostel ist eine wahre Zehn auf der Skala. Alles schön und gut beschriftet, täglich gratis Rahmenprogramme wie Sprachschule oder Kurzausflüge, Rooftop mit Bar, saubere Nasszellen und ein Schlafraum, der sogar dem grössten Dorm-Hasser das Herz öffnet. Abgetrennte Betten mit Vorhang, eigene Steckdose und ein grosses Schliessfach direkt unter dem Bett. Die Privatsphäre ist gegeben und dank den Abtrennungen kann auch der grösste Schnarcher den Dorm nicht wachhalten.
Wir buchen im Hostel einen ganztägigen Bootsausflug auf dem See für 16’500 Kyats pro Person. Um 5:30 Uhr, es ist noch Nacht, werden wir zu zehnt abgeholt. Wir tuckern durch den schon regen Morgenbetrieb, Burmesen sind Frühaufsteher. Am Pier werden wir auf drei lange Holzboote verteilt und brausen dann durch die Dunkelheit Kanalabwärts auf den See. Noch keine anderen Touristen sind unterwegs, nur wir und die unzähligen Fischerboote. Ganz zu Beginn kreuzen wir das wohl bekannteste Fotomotiv des Sees: Die balancierenden Fischer mit den Körben, heute als Touristenattraktion nur noch als Modell mit Plastikfisch – pro Fotograf 1’000-2’000 Kyat. Gerne hätte ich das eigentlich abgelichtet, doch es ist noch eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang und somit zu dunkel.
Wir fahren weiter hinaus und gelangen zu den schwimmenden Gärten. Mit Wasserpflanzen und Humus wird auf dem See eine treibende Insel errichtet um darauf Gemüse anzubauen. Hier warten wir darauf, dass die Sonne hinter den Hügeln hervorkommt. Dazu wird uns das Morgenessen mit Reis serviert, mir bekommt es nicht so gut, da ich seit gestern mit Bauchkrämpfen zu kämpfen habe. Der Sonnenaufgang ist magisch, die rote Kugel taucht den See in eine glitzernde Landschaft. Die Fischer stehen auf ihren Booten, mit dem einen Bein das Paddel betätigen und mit dem anderen balancieren.
Der Silberschmied ist die erste Shopping Station. Nach kurzer Erklärung des Entstehungsprozesses werden wir in den Verkaufsraum geführt. Dasselbe Ritual bekommen wir heute noch bei der Lotus Weberei und beim Zigarrenhersteller geboten. Nun geht es aber erst mal weiter in einem Seitenkanal nach Indein. Für 500 Kyat bekomme ich die Fotobewilligung. Hoch geht es durch einen überdeckten Aufgang bis zur Tempelanlage. Das Umfeld ist mit hunderten kleinen Stupas bedeckt, ein kleines Labyrinth.
Eine Stunde später brausen wir den Kanal zurück und gehen auf den sehr bekannten 5 Tages Markt, der heute in Nampan stattfindet. Hier wird alles aus der Region feilgeboten. Ob Gemüse, Fisch, Kleider, Alltagsgegenstände oder Souvenirs, hier findet man alles. Der Fisch ist noch so frisch, dass er ab und zu noch Zuckungen von sich gibt, nicht gerade ein appetitanregender Anblick. Später bei der Gastfamilie bekommen wir genau diesen Fisch aufgetischt, der zwar frittiert nicht viel besser aussieht, aber herrlich schmeckt. Nach dem vielen Essen ist mal Relaxing angesagt, der Boden wird mit Decken und Kissen ausgelegt. Das Haus ist mit Bambusstelzen in den See gebaut und wiegt mich mit den Wellen in den Schlaf. Der Powernap ist vorbei und es geht weiter. Gegen vier Uhr sind wir müde zurück beim Hostel, ein eindrucksvoller Tag neigt sich zu Ende.
Kakku
Zum Zeitvertrieb buchen wir einen Ausflug zu den Pagoden von Kakku, die vor Jahren noch mit Gestrüpp überwuchert waren. Für 55‘000 Kyaat holt uns um 7:00 Uhr der Fahrer beim Hostel ab. Stacy, eine aufgestellte Koreanerin, gesellt sich kurzfristig zu unserem Ausflug. Ruhig sitzt diese auf der Rückbank und schläft noch ein bisschen den Rausch vom Vorabend aus. In seinem schicken Auto fährt uns der Fahrer rücksichtsvoll und vorsichtig über die desolate Strasse am Ostufer des Inle Sees, bis wir in die Hügellandschaft von abbiegen. Hier in der autonomen Provinz des Pa-O Volks ist vieles anders als im restlichen Burma. Die Strassen sind sehr sauber und alles hat seine Ordnung. Seit die Provinz selbstverwaltend ist, wird der fruchtbare Boden gekonnt bewirtschaftet und trägt zu einem geringen Wohlstand der hiesigen Bauern bei. Wir geniessen die kurvige Fahrt durch die grüne Landschaft, vorbei an Knoblauch und Sträucher, dessen Blätter für die Cheroot Zigaretten verwendet werden. Nach eineinhalb Stunden erreich wir Kakku, ein riesiger Parkplatz davor zeugt von den Massen, die hier anzutreffen sind. Wir sind jedoch die Ersten und haben das Areal ganz für uns. Wir schlendern nun durch die Pagoden, die in Reih und Glied erstellt sind. Der kleine Brunnen gleich nach dem Eingang ist bekannt für die Spiegelbilder, ich mache auch gleich ein paar damit. Kakku ist definitiv sehr zu empfehlen.
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Yangon
Nun geht es nochmals zurück nach Yangon, bevor es nach Hause geht. Wir nehmen es gemütlich, wir wollen die Eindrücke der letzten Tage verarbeiten. So unternehmen wir noch ein paar Ausflüge, unter anderem fahren wir eine Strecke des Circle-Trains, ein alter Zug, der im gemütlichen Tempo im Kreis um die Stadt fährt. Im Zug herrscht reges Treiben, Waren und Lebensmittel werden den Reisenden lauthals angeboten. Wir besuchen auch eine Institution für Berufsbildung in Burma, die mit Hilfe der Schweiz aufgebaut wurde. Fünf zentrale Berufe werden hier auf Basis der Schweizer Berufsbildung ausgebildet.
Im Hotel treffen wir auf die ersten anderen Schweizer – ein Ehepaar aus Bern. Spontan begleiten wir sie zum Abendessen, wir gehen zusammen in das lebendige Chinatown – das Essen und die Atmosphäre ist einmalig.
Nun ist es Zeit die Taschen zu packen und Adieu zu sagen. Wir nehmen viel mit nach Hause und probieren die Eindrücke in den nächsten Wochen weiter zu verarbeiten. Dieses einzigartige Land wird sich weiter verändern, hoffen wir, mit vielen weiteren positiven Aspekten.