Nach einem kurzen Flug über Honolulu erreichen wir Big Island. Die Grösste aller Hawaii Inseln liegt ganz östlich der Inselkette. Bei der Ankunft ist das Wetter schwül und warm, während der Fahrt zu unserer Unterkunft in Captain Cook beginnt es leicht zu regnen.
Die zwei grossen Vulkane Mauna Loa und Maunu Kea bestimmen hier nicht selten das Wetter. Oft bilden sich an dessen Hänge Wolken welche zu Regen und Gewitter führen. Die Umgebung hier um den Mauna Loa ist meist karg und geprägt von den Lavaströmen die die Landschaft in tiefes Schwarz taucht. Wo die Natur genügend zeit hatte, spriesst neue Vegetation. Da Big Island die einzige Insel mit einem aktiven Vulkan ist, zeigt sich hier die Kraft dieser Berge. In den letzten Jahrzenten wurden um Mauna Loa Gebiete zerstört, neues Land geschaffen, vermutlich der Traum aller Geologen.
Wir starten unsere Entdeckungstour im Pu‘uhonua o Hōnaunau National Historical Park. Von dort unternehmen wir eine Wanderung an der Küste entlang, die ersten Meter beim Einstieg sind abenteuerlich, sie führen durch Gebüsch und Wald, der Pfad wird wohl nicht oft benutzt. Schon am frühen Morgen ist es auf dem offenen schwarzen Lavafeld warm und wir schwitzen bei der Wanderung ordentlich. Das wilde Meer hat hier an den Klippen einige Lavasteinbögen geschaffen. Wir entdecken auf der Wanderung etwa zehn dieser Arches die aus schwarzem Lava entstanden sind. Nach der Wanderung nehmen wir ein Bad in der Nahe gelegenen Bucht. Die Korallen hier sind eindrücklich, es hat auch viele Fische. So verbringen wir die Zeit mit schnorcheln und entdecken die fabelhafte Unterwasserwelt, die Sichtweite im Wasser ist grandios. Leider hat es an der Küste auch sehr viele Seeigel, welche die poröse Lavaunterwasserwelt als Unterschlupf nutzen. So gestalte sich für mich der Ausstieg aus dem Wasser zum Spiessroutenlauf.
Weit südlich von Captain Cook liegt der Black Sand Beach, oft sonnen sich hier am Nachmittag die Grünen Meeresschildkröten im warmen Sand. Wir machen dazu einen abendlichen Ausflug zu diesem Strand und siehe da, eine Schildkröte liegt schlafend vor unseren Füssen.
Eines unserer grossen Ziele auf Big Island ist der Mauna Kea. Dazu haben alle warme Kleider mit auf Hawaii genommen. Mit unserem 4×4 SUV fahren wir am frühen Nachmittag auf Meereshöhe los. Nach 2’800 Meter Höhenunterschied machen wir einen Halt im Visitorcenter um uns an zu klimatisieren. Nach einer kurzen Pause geht es weiter auf bis zu 4’205m über Meer. Hier oben ist die Atmosphäre dünn und aufgrund der topologischen Lage ideal für astronomische Beobachtungen. Es gibt sehr wenig Lichtverschmutzung aus der Umgebung und praktisch keine Wetterturbulenzen. So stehen hier oben mehrere riesige Teleskope die bei Nacht das Universum absuchen. Nach einem kurzen Besuch des höchsten Punktes des Berges begeben wir uns zu den oberen Teleskopen. Der Wind hier oben ist stark und unser Kreislauf ist aufgrund der Höhe etwas angeschlagen. Dennoch geniessen wir einen fantastischen Sonnenuntergang der weit hinten am Horizont statt findet, die Sicht von hier oben ist einmalig. Ich übernehme das anstrengende Runterfahren. Zum Glück hat unser Wagen einen Downhill-Tempomat, damit ich die Bremse nicht übermässig benütze. Schon einige Autos sind hier an den steilen Strasse wegen überhitzen Bremsen verunfallt, es geht ja auch auf einer kurzen Strecke über 2000 Höhenmeter runter. Der Weg in der Nach runter über den holprigen Naturweg ist mühsam, wir sind im Schneckentempo unterwegs. Nach einer langen Fahrt erreichen wir erschöpft unsere Unterkunft.
Christine hat als einzige ein Tauch-Brevet und unternimmt einen Zwei-Tank-Tauchausflug. Der Zweite davon findet in der Nacht statt. Wir verbringen den Tag ohne Christine mit schnorcheln und relaxen. Am Abend besuchen wir noch die Kona Brauerei und probieren einige der feinen Gerstensäfte. Um zirka neun Uhr holen wir Christine vom Tauchen ab. Sie berichtet uns von den erfolgreichen Tauchgängen. In der Nacht hat die Tauchgruppe mehrere riesige Mantas beobachten können, die das Plankton fressen, dass durch die Taschenlampen der Taucher angelockt wird. Ein einmaliges Erlebnis.
Auf dem Weg zur Ostküste machen wir einen Halt im Visitorcenter des Hawai’I Volcaneos National Park. Wir informieren uns hier über die möglichen Wanderungen, vor allem interessiert uns die Wanderung unten am Meer. Aktuell fliesst wieder heisse Lava vom Puʻu ʻŌʻō ins Meer. Wir bekommen die Empfehlung die Wanderung von der Ostseite zu machen, damit uns die giftigen Gase nicht beinträchtigen. Zuerst gehen wir aber zu den nahe gelegenen Tide-Pools schnorcheln. Bei Ebbe kommen hier am Strand Wasserbecken zum vorschein, die aus erstarrtet Lava geformt sind. Die Korallen hier sind extrem farbig und vielfältig. Nach einer Stärkung in einem super Restaurant unternehmen wir nun die berüchtigte Wanderung, ausgerüstete mit viel Trinkwasser und Ausrüstung für eine Nachtwanderung. Über eine Schotterstrasse (Evacuation Road) wandern wir nun fünf Meilen durch neue Lavafelder. Einige Hartgesottene haben hier am Strassenrand immer noch ihre Häuser/Barracken stehen. Auf der neuen rabenschwarzen Lavakruste wirken die farbigen Häuser surreal. Von weitem sehen wir bereits die Wasserdampfsäule. Als wir dann wenige zehn Meter davon entfernt sind, sehen wir die flüssige Lava ins Meer fliessen. Nach dem Eindunkeln sehen wir die Lava immer klarer, es leuchtet, funkelt und brodelt. Mit jeder Welle sieht es anders aus. Dichter Wasserdampf verdeckt einen grossen Teil, aber je nach Wind wird immer wieder eine Stelle sichtfrei. Hier treffen die vier Elemente voll aufeinander, ein herrliches und unvergessliches Schauspiel. Im Dunklen machen wir uns mit unseren Taschenlampen auf den Rückweg. Das Naturschauspiel lockt hunderte Besucher an, so gleicht der Weg einer Völkerwanderung.
Nach einigen Strandausflügen besuchen wir den Hawai’I Volcaneos National Park noch ein zweites Mal. Diesmal unternehmen wir ein paar Wanderungen im oberen Bereich um und in die Krater. Als es dunkel wird begeben wir uns zum Krater. Dieser ist aktuell mit flüssiger Lava gefüllt und lässt den Nachthimmel erleuchten. Wir haben Glück und können vom Jaguar Museum aus auf die flüssige Lava sehen, die an einer Stelle wie verrückt in die Höhe speit. Bevor der Mond aufgeht begebe ich mich an eine tiefer gelegene Stelle und lichte das Schauspiel zusammen mit der Milchstrasse ab, ein perfektes Foto für mich.
Die zwei wunderbaren Wochen hier in Hawaii sind nun schon zu Ende. Die Zeit verging extrem schnell, wir hatten Wetterglück und sehr viel Schönes und Einzigartiges erlebt. Die aufgeschlossene und nette Art der Einheimischen hat uns gepackt. Es gibt hier noch viel zu entdecken, vielleicht gibt es ein Wiedersehen – Aloha
Nun trenne sich unsere Wege, auch die von meiner Partnerin Christine. Sie fliegt nach Haus und ich gehe weiter Richtung Chile/Argentinien, wo ich nun etwa mehr als zwei Monate mit zwei Freunden herumreisen werde. Hier muss ich anmerken, dass Christine für mich die Ideale (Reise-)Partnerin ist. Sie begibt sich mit mir in jedes noch so schwierige Abenteuer und ist auch in Zeiten wo es nicht immer rund läuft für mich da – Danke und bis bald!