Panachajel und Lago de Atitlan
Nach einer 5-stündigen Reise von Nebaj nach Panajachel kamen wir heil am Lago de Atitlan an. Wir wussten nicht immer ob alles klappt und ob wir die schnelle gefährliche Fahrt im Microbus von Nebaj nach Quiche überleben werden. Bei den Microbussen geht es ja vorallem darum der erste auf dieser Strecke zu sein und möglichst viele Leute aufzuladen damit Geld kassiert werden kann. Dies führt dann zu jeglicher Missachtung aller Verkehrsregeln und Verkehrszeichen und auch zu lebensmüden Überholmanövern. Wir waren dann froh als es von Quiche mit einem Chickenbus weiter ging, diese sind etwas langsamer dafür unübersichtlicher.
In Panajachel wollten wir uns wiedermal etwas erholen und einfach nur entspannen und uns vor unseren Erkältungen, die wir im kühl/nassen Hochland eingefangen hatten, erholen. Christine war nach dem Trekking stark erkältet und musste wieder zu Energie kommen für den Vulkan Trek welcher für Samstag in Antigua anstand. Wir merkten schnell, dass wir wieder in mehr touristischem Gebiet sind und die Preise für Übernachtung und Essen gestiegen sind. Jeden Abend genossen wir den Sonnenuntergang am Seeufer mit Sicht auf die drei wunderschönen Vulkane, welche den See umringen.
Sonnenuntergang über dem Lago di Atitlan
Abenddämmerung
Am letzten Tag machten wir einen Ausflug nach San Pedro, mit dem Boot quer über den See welcher ca. 20°C Wassertemperatur hatte. San Pedro ist eher ein Ort mit vielen Partyhostels und hat sehr viel Touristen. Uns genügte ein kurzer Spaziergang durchs Dorf, ein leckeres Kaffee aus heimischen Kaffeebohnen und ein Imbiss mit toller Seesicht. Noch nicht vollständig erholt machten wir uns nach drei Nächten auf richtig Antigua wo wir uns mit Kristin wieder treffen wollen.
Antigua
Antigua ist die ehemalige Hauptstadt Guatemala’s und hat ein koloniales Stadtbild mit vielen Ruinen von Kirchen und Kathedralen. Nach vielen Erdbeben und beeindruckendem geschichtlichen Hintergrund ist la Antigua heute ein UNESCO-Weltkulturerbe. Nicht nur die barocken Bauten und Ruinen prägen das touristische Stadtbild, sondern auch die umliegenden Vulkane, die zum Teil noch aktiv sind und bis fast 4’000m.ü.M in den Himmel ragen.
Bogen der Kirche Santa Catalina
Vorgängig hat Kristin wie vereinbart bei einem Tour-Operator eine zweitägige Trekking-Tour auf den Vulkan Acatenango gebucht. Der Vulkan ist ein Schichtvulkan ganz in der nähe von Antigua mit einer Höhe von 3’976m.ü.M. Zusammen mit seinem Zwillingsvulkan Volcan de Fuego bildet er den Vulkankomplex La Horqueta.
Kurz nach dem einchecken in unser Hostel machten wir zufällig Bekanntschaft mit einem Berner der auch in dieser Region am reisen ist. Wir waren irgendwie froh wieder mal unsere Sprache zu sprechen, obwohl wenn man nicht aufpasste, Berndeutsch/Deutsch/Englisch/Spanisch mischte. Wir konnten ihn dann kurzfristig noch für den letzten zur Verfügung stehenden Platz zu Vulkanexpedition einladen. Bereits am am Freitag, dem Vortag des Hikes, trafen wir uns am frühen Abend beim Tour-Operater um den Guide und die Teilnehmer kennen zu lernen. Wir waren ein bunter Haufen: Guatemalteken, Amerikaner, Schweden, Schweizer, Deutsche und Briten waren mit von der Partie, im ganzen 16 Personen. Jeder, der kein Sherpa bezahlen will, muss grundsätzlich 15kg Gewicht rauf schleppen. Dies setzt sich aus den (Winter-)Kleidern zusammen, 5lt. Wasser, Snacks, gemieteter Daunenschlafsack und dann noch das Material für Zelt und Essen. Das Material für das Zelt und das Essen wurden auf alle Teilnehmer aufgeteilt. Ich habe mich zusätzlich noch für die meine komplette Fotoausrüstung entschieden, so musste ich einen grösseren Rucksack mieten um darin meine 25kg zu verstauen. Am Samstag morgen ging es dann Früh los, zusammen das grosse Packen, Morgenessen und per Shuttle zum Ausgangspunkt am Fusse des Vulkans zu fahren. Hier muss noch kurz erwähnt werden, dass es um die Vulkane oft zu Raubüberfällen auf Touristen kommt und ab und zu auch jemand erschossen wird. Entweder soll man aus Antigua Polizeibegleitung mitnehmen, oder wie wir, einen seriösen lokalen Tourenanbieter wählen. Ein Teil ihres Profits geht dann in „Umweltprojekte“, was schön ausgedrückt ist… Gut am Vulkanfuss angekommen, wartet eine 6-stündige Wanderung über ca. 8km mit etwa 1700m Steigung durch drei Klimazonen auf uns.
Früh morgens am Fusse des Vulkans Acatenango
Meistens ging es schnurstracks hinauf durch loses Vulkangestein. Erst gegen Ende des Aufstiegs kam dann ein Zickzackweg. Die letzten zwei Stunden wurde es noch ein wenig einfacher und es ging an der Vulkanflanke entlang hinauf zu unserem Basecamp, das etwa auf 3’600m.ü.M, etwas unterhalb des Gipfels des Acatenango liegt. Das Basecamp liegt in bester Sichtweite zum Volcan de Fuego. Leider war das Wetter bei der Ankunft nicht sehr schön und wir waren voll in den Wolken, die sich aber langsam nach oben bewegten. Ab und zu konnte man einen Blick auf den Fuego werfen, wenn die Wolkendecke kurz aufbrach. Zu unserem erstaunen hörte man dazu einen Knall und dann stieg eine schwarze Rauchwolke aus dem Krater.
Vulkan Fuego im Wolkenschleier
Man hörte dazu unaufhörlich das Auslösen der Kameras und alle waren voll aus dem Häuschen, ausser der Guide. Er sagte mir, das dies nur das Vorspiel sei, ich solle warten bis sich die Umgebung über Nacht abkühlt. Ich konnte ihm nicht ganz folgen aber das war mir nach und nach auch egal, denn die obere Wolkendecke verschwand allmählich und wir hatten herrliche Sicht auf die umliegenden Vulkane, welche durch die untere Wolkendecke stiessen. So konnten wir dann vom Basecamp aus einen herrlichen Sonnenuntergang geniessen.
Sonnenuntergang hinter dem Vulkan Fuego
Vulkan Agua beim Sonnenuntergang zwischen den Wolken
Meine Kamera positionierte ich danach mittels Stativ auf den Vulkan gerichtet um bei einem Ausbruch bereit zu sein, auch wenn ich dazu die ganze Nacht im Schlafsack draussen warten muss. Als die Sonne dann hinter de Horizont verschwand wurde es dann auch deutlich kälter und das Thermometer sank unter die Nullgrad Grenze, so ging ich meine Thermokleider anziehen. Ein fast unmögliches unterfangen: Meine Taschenlampe kippte immer wieder um und ohne Licht dauerte es eine Ewigkeit bis ich meine langen Unterhosen angezogen hatte. Als ich dann meine Hosen endlich fast bis über die Knie angezogen hatte hörte ich einen lauten Knall und ein helles Licht. Rennen, nicht möglich – Hosen falsch herum angelegt! So verpasste ich den Ausbruch des Vulkans weit hinten bei den Zelten und ich ärgerte mich über mich und die Situation. Etwas genervt, die Hosen aber jetzt den richtigen Weg angezogen, machte ich mich zurück zu meiner Kamera um zu warten, vielleicht kommt ja noch einmal etwas. Und ja, in diese Nacht war der Vulkan äusserst aktiv. In der einen Hand das Essen, in der anderen der Fernauslöser, konnte ich zum Nachtessen ein paar eindrückliche Bilder des Vulkans machen.
Nachthimmel über dem Vulkan Fuego
[one_half_first]Eruption des Vulkans Fuego[/one_half_first]
Glühende Rauchschwade nach der Eruption
Gemäss Guide war dies aber nur eine 6 von 10 der Aktivität, die auftreten kann. Jedoch zufrieden mit meinen Bildern und etwas müde, baute ich meine Ausrüstung ab und machte mich auf den Weg ins Bett. Beim Gute Nacht sagen gab es einen heftigen Knall, lauter als üblich. Der Vulkan zeigte sich nun von seiner aggressivsten Seite, die 10 von 10 war erreicht. Die Lava schoss über hundert Meter in die Höhe und riss Steine mit sich mit, welche dann mit viel Getöse Richtung Tal donnerten. Fasziniert legte ich mich schlafen und hörte dann noch weitere solche Ausbrüche. Es war eine eher ungemütliche Nacht auf einer harten Unterlage und mit wenig Sauerstoff in dieser Höhe. Chrige hatte entsprechend noch schlechter geschlafen und ein wenig mit der Höhe zu kämpfen.
Früh um 4:30 Uhr ging es dann am nächsten Morgen los um pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Acatenango zu sein. Wieder hinauf durch die letzet Zone des Vulkans durch loses Lavagestein bei einer bitteren Kälte mit zügigem Wind, welches das verschüttetet Wasser auf meiner Kamerahülle schnell gefrieren lässt. Das erste Licht der Dämmerung lies uns erkennen, dass fast alles wolkenlos war und eine Weitsicht bis weit über die Pazifikküste herrschte. Perfekt Bedingungen für einen Sonnenaufgang. Als ich merkte, dass wie berechnet die Sonne um den Vulkan Agua aufgehen wird, hatte ich keine Eile mehr so schnell wie möglich auf den Gipfel zu gelangen. Ich hatte wenige Meter unterhalb des Gipfels eine perfekte Stelle gefunden. Die ersten Sonnenstrahlen kamen dann genau an der Seite des Vulkans Agua hervor und erwärmten unsere kalten Gliedmassen.
Morgendämmerung über dem Vulkan Agua
Sonnenaufgang
Nach einem kurzen Gipfelbesuch ging es dann wieder abwärts zum Basecamp um zusammen zu packen und denn Abstieg zu machen. Einige Zeit später in Antigua angekommen, genossen wir noch das gemeinsame Morgen-/Mittagessen in einem feinen Café in Antigua. Alls in allem ein super Trip mit sehr coolen Personen und toller Atmosphäre.
Wir blieben noch bis am Dienstag morgen in Antigua und verbrachten die Zeit mit planen, Gelbfieber Impfung machen lassen und philosophieren über die weitere Reise. Wir verabschiedeten uns von Kristine, die noch für weitere drei Wochen bei einem NGO in Antigua arbeitet. Geplant ist aber ein Wiedersehen in Panama, auf was wir uns sehr freuen.
Monterrico
Am Dienstag morgen ging es dann per Shuttle Bus nach Monterricco an die Pazifikküste, was nur zwei Fahrstunden von Antigua entfernt liegt. Monterrico ist ein verschlafenes Küstendorf, dass als einziges in der Region vom Tourismus lebt. Dies vermutlich dank des ansässigen Projekts „The Tortugario Monterrico“. Dieses kümmert sich um den Fortbestand der heimischen „Leatherback sea turtle“, welche vom Aussterben bedroht sind. Wie fast alle Reptilien-Eier in Zentralamerika, sind auch diese eine Delikatesse in einer Suppe und so werden die vergrabenen Eiere von den Einheimischen gesucht, ausgegraben und auf dem Markt verkauft. Die Zuchtstation kauf diese ab, lässt die Schildkröten in einem geschützten Gehege schlüpfen und sichert so den Fortbestand dieser Spezies. Fast jeden Abend werden die frisch geschlüpften Babys am Strand frei gelassen. Ihr Instinkt steuert diese ins Weisse, also in die Brandung des Pazifiks. Dies ist ein bezauberndes Schauspiel an einem speziellen Strand, welcher dank der vulkanischen Umgebung schwarzer Sand hat.
Baby Schildkröte
Der letzte Schritt
Kontrast im schwarzen Vulkansand
Am nächsten Tag begaben uns morgens früh auf die empfohlene Bootstour durch die Mangroven, welche sich mehrere Kilometer durch die Küstenregion schlängeln. Zu unserer Überraschung kam ein Deutscher Voluntier des Tortugarios auch mit, den wir am Vortag bei der Buchung kennen gelernt hatten. Unser heimischer Bootsführer paddelte uns zum Sonnenaufgang quer durch die Mangroven und wir konnten viele Vögel wie weisse und graue Kraniche beobachten. Vom Deutschen konnten wir einige Interessante Fakts über die Projekt erfahren und so kehrten wir pünktlich zum Frühstück zu unserem Hotel zurück.
Sonnenaufgang über dem Biotop
Mangroven
Seerosen
Nun lassen wir hier am wunderschönen schwarzen Strand noch ein wenig die Seele baumeln, freuen uns auf Zürcher Gschnetzelts (es hat hier Schweizer, die ein Restaurant betreiben, welches uns empfohlen wurde) bevor es dann über Guatemala City weiter nach Costa Rica geht.