Es gibt Momente im Leben, da ärgert man sich über verpasste Chancen – wer hatte dies nicht auch schon? Der Winter in der Schweiz ist endlich zurück und ich wollte raus in den Schnee und hatte zu starkes Vertrauen in den Wetterbericht. So hocke ich in der warmen Stube, während sich draussen ein wundervoller Morgen ankündet.
So ist das Leben eben, ärgern sollte man sich dann eigentlich nicht. So fasse ich am Abend einen Entschluss und entscheide mein Tun diesmal gegen den Wetterbericht. Ich stehe sehr früh auf, prüfe den Status des Wetters und allen anderen Apps nicht, steige ins eisig kalte Auto und fahre bei -8°C in Bern ab. Nach fast zwei Stunden vorsichtiger fahrt erreiche ich den Pass im westschweizer Jura als Ausgangspunkt. Hier ist es erstaunliche -10°C, ich hätte es aber noch kälter erwartet.
Mit den Schneeschuhen trotte ich los und hülle mein Gesicht tief in den Kleidern. Die Bise zieht über die Jurahöhen. Es ist kalt und dunkel, die Sterne am Himmel glitzern. Ich halte Ausschau nach dem Kometen C/2022 E3, doch der grünliche Fleck am Himmel ist für mich nicht sichtbar. Weiter geht es, eine mächtige Anhöhe rauf. Als ich oben ankomme, pfeift der Wind um mich, ich halte es nicht lange aus und ziehe noch mehr Kleider an. Dick eingepackt wie ein Michelin-Männchen, watschle ich hoch auf die letzte Anhöhe. Hier ist der geplante Endpunkt. In der Dämmerung kann ich nun erkennen, dass die Bäume auf der Südseite, der Sonne zugewandt, bereits recht kahl sind. Die Sonne hat am Tag zuvor wohl ihre Spuren hinterlassen.
Ich suche nach idealen Blinkwinkeln und nutze die Zeit von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang für diverse Aufnahmen. Die Lichtstimmung wechselt dabei immer wieder. Genau als die Sonne über die Alpen kommt, beginnt es leicht zu schneien. In diesen Bedingungen leuchtet die Sonne herrlich orange über den Genfersee. Kurze zeit später ist das Schauspiel vorbei, die Minuten davor waren für mich ein eisiger Wintertraum.
Das war ein herrlicher Morgen, nun heisst es sicher nach Hause kommen, die Familie wartet.
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