Der Winter will Anfangs Jahr nicht so richtig in die Gänge kommen. Schon lange sehne ich mich, eine der wenigen Gletscherhöhlen in der Schweiz zu besuchen. Durch den starken Rückgang formen sich immer wieder neue Eingänge in Form einer Eishöhle am Ende des Gletschers.

Die Lawinengefahr war einer der Gründe, dass ich dieses Abenteuer aufgeschoben habe. Nun, dieses Jahr hat es fast keinen Schnee, die Gefahrenstufe ist dadurch gering und wir wagen uns mit den Schneeschuhen am frühen Morgen los. Die Strecke führt hoch, der Weg wurde so oft begangen, dass die Schneeschuhe bis zum Gletscher überflüssig sind. Die Höhle ist dieses Jahr gewaltig. Mehr als zehn Meter Durchmesser, eine regelrechte Kathedrale aus Eis, die smaragdgrün schimmert. Der Menschenauflauf wird gegen Mittag immer grösser und wir entscheiden uns für den Rückweg an der Sonne.

Eine Woche später steige ich erneut aus dem Postauto und stehe vor der Strecke hoch zum Gletscher. Diesmal ohne Schneeschuhe, dafür mit dem Zelt und Schlafsack. Mit dem vielen Gepäck auf dem Rücken laufe ich schnaufend hoch und kreuze die vielen Tagesausflügler, die mich ab dem vielen Gepäck ungläubig Mustern. Das Tal ist durch den Gletscher so tief eingeschnitten, das die Sonne bereits hinter dem Horizont ist und es deutlich abkühlt. Ich stelle kurz das Zelt und gehe weiter zum Fotografieren. Bis in die Nacht hinein erstelle ich Fotos aus der Kathedrale. Der Lichteinfall ist je nach Standort ganz anders und die Klangreflexionen sind zum schaudern. Es fühlt sich an, als höre ich die Stimmen von Geistern.
Die Nacht wird bitter kalt, zum Glück habe ich meine warmen Daunen Socken bei mir und natürlich Kaffee 🙂 So schlafe ich bis in den Morgen und es ist so bequem, das ich den Wecker immer wieder auf Mute stelle. Erst als der Magen knurrt, zieht es mich aus dem Schlafsack. Alleine stehe ich hier oben, doch schon bald erwacht das Tal zu einem Rummelplatz. So ist es an der Zeit nach Hause zu gehen.

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