Die höher gelegenen Bergseen sind Mitte Oktober meist zugefroren, gerade dann wenn sich die Flora verfärbt. Als Fotograf ist der richtige Moment zu erwischen eine Herausforderung.
Zermatt
Dann kommen noch die Wetterbedingung und die eigene Motivation dazu. Zu meinem Glück stimmt dieses Jahr Alles und ich mache mich in der dunklen Nacht auf zu einem kleinen See oberhalb von Zermatt. Obwohl, beim Wetter bin ich mir noch nicht ganz sicher. Der Blick auf das Wetter-App zeigt aufziehende Wolken. Ob die Wolkendecke zum Sonnenaufgang noch nicht zu dicht ist?
Kurz vor dem Ziel wird mein Laufgang schneller, das erste Licht bahnt sich den Weg durch die dichten Wolken. Sind die vielen Höhenmeter und der Aufwand vergebens, komme ich zu spät? Die rosa Wolken erstrahlen als ich gerade am See ankomme und ich das Equipment hastig aufstelle. Dann flacht der Lichteinfall bereits wieder ab. Bangend warte ich und boom – der Himmel verfärbt sich erneut im schönen Morgenlicht. Ich haste von Stelle zur Stell um günstige Positionen zu bekommen. Der See ist stets glatt und dient als spiegelnde Fläche – Kein Eis weit und breit. Es wäre auch komisch, denn die Luft ist heuer auch in der Nacht ausgesprochen warm und somit ausserordentlich mild.
Mit den ersten Wanderer mache ich mich auf den Heimweg zurück ins Tal. Ich steuere die nächste Bergbahn an, der Fuss ist noch nicht in topp form und die vielen Höhenmeter möchte ich mir ersparen. Der Tunnel zur Bahn ist offen, aber keine Menschen weit und breit. Zuoberst treffe ich ein paar Mechaniker an, die mich nach dem Wortwechsel auslachen. Ich könne gerne auf die nächste Abfahrt im November warten, nach der gerade laufenden Revision. Ich gehe raus und fluche leise vor mich hin. Auf zur nächsten Sitzbank, mich verpflegen und dann den Weg ins Tal in Angriff nehmen. Es geht runter durch den schönen Lärchenwald.
Endlich erreiche ich Zermatt und fahre nach Hause. Im Gepäck die unglaublichen Bilder, in den Füssen der Weg. Ich werde daheim erst Mal schlafen und das nächste Abenteuer planen.
Visp
Da bin ich wieder, unterwegs mit dem Auto auf dem Autozug ins Lötschental. Wenig hinter mir ist auch Roger Spring auf dem Zug. Zusammen fahren wir in Visp den Pass rauf, mein Auto kommt dabei an die Grenzen. Es sind die letzten Kilometer die wir gemeinsam zurück legen werden, danach ist die geliebte Megané für mich Geschichte. Das Alter setzt ihr zu, der Motor keucht und die Kupplung rupft. Oben angekommen packen wir unser Gepäck und eilen in die farbige Landschaft. Die Lärchen auf der weiten Alp sind durch den Wind der letzten Tage schon etwas kahl. Nun treffen auch Christian Gehrig und Rahel ein.
Pünktlich zum Sonnenuntergang sind alle Wolken aufgelöst und die Sicht auf das markante Bietschhorn ist klar. Wir empfinden dies aber als wenig spektakulär und gehen schon vor dem Eindunklen den Weg in das vorher ausgesuchte Restaurant. Das erst kürzlich eröffnete Restaurant bietet uns ein kulinarischer Hochgenuss und wir erleben ein Abend mit vielen tollen Gesprächen.
Nun geht es aber wieder hoch auf die Alp, wo wir die Nacht verbringen. Noch früh in der Nacht klingelt der Wecker, der Himmel ist voll mit Sternen und es ist frisch. Wir marschieren los, das Ziel ist die Waldgrenze mit den kleineren Lärchen und Sicht auf die Alp. Im Osten ziehen die ersten Wolken auf, die in der Dämmerung bereits farbig leuchten. Das karge und steile Gelände macht es nicht einfach eine gute Position zum Fotografieren zu finden. Ich versuche es an verschieden Stellen und bin nicht zufrieden. Ich gehe nochmals an den Ausgangspunkt, der Sonnenaufgang sollte jeden Moment sein, aber die Wolken sind sehr dicht. Eine kleine Lücke öffnet sich und lässt die Berge und Wolken im Morgenlicht erhellen. Vor mir sind wenige Lärchen und die Sicht auf die Alp – ein gutes Sujet nach der langen Suche. Das Lichtspiel wechselt und wir machen Alle unsere Fotos.
Es ist nun bald Ende Oktober, die Verfärbung hat dieses Jahr früh gestartet und ist somit bald um. Es war wieder wunderschön in den Lärchenwälder zu wandern und Orte zu entdecken. Ich freue mich bereits auf nächstes Jahr, aber jetzt soll erst einmal ein tiefer Winter kommen – und für mich weitere (andere) Abenteuer.
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