Eine lange Fahrt vom Engadin ins Wallis steht an. Heute will ich den Naturpark Binntal besuchen und dann die restlichen Tage im Wallis verbringen. Ich habe noch einige Spots, die ich schon lange besuchen möchte und nun ist bei dieser guten Herbst-Wettervorhersage der Zeitpunkt gekommen.
Naturpark Binntal
Die Strasse ins Binntal ist kurvenreich und schmal, ich muss ein paar Mal den entgegenkommenden Autos Platz machen. Am Nachmittag treffe ich auf dem Parkplatz ein und packe mein Equipment für am Abend um an einem eher unbekannten See zu fotografieren. Eigentlich sollte es heute windstill sein, ich muss aber bereits meine Mütze anziehen, ein kalter Wind bläst durch das Tal. Ich hoffe oben ist es ein bisschen windstiller. Ich beginne mit dem sehr steilen Aufstieg durch den Wald. Mir kommen ein paar Wanderer entgegen, die sich natürlich fragen, warum ich erst zur späten Stunde unterwegs bin. Auf etwa 1’900 m.ü.M kommt langsam der Lärchenwald, die Nadeln haben sich grösstenteils schon verfärbt. Die Wanderung durch die alten Lärchen und über die Bächlein ist herrlich, für mich eine der schönsten Herbstwanderungen und dies erst noch in dieser Abgeschiedenheit.
Völlig ausser Atem komme ich beim See an, leider windet es hier oben immer noch sehr stark und ab und zu gibt es eine Böe. Ich wechsle mein T-Shirt und ziehe mich warm an. Der Schnee ist nicht mehr weit weg und die wärmende Sonne verschwindet gerade hinter den Bergen. Bis zum eigentlichen Sonnenuntergang geht es noch eine Weile und so fotografiere ich noch etwas oberhalb vom See die farbige Umgebung. Dieses Jahr sind die noch roten Heidelbeersträuche zeitgleich wie die Lärchen, ein gewaltiger Mix aus Herbstfarben. Nach und nach ziehen Schleierwolken herein, je nach Geschwindigkeit sind diese für den Sonnenuntergang am richtigen Ort. Und effektiv verfärben sich die Wolken nach Sonnenuntergang mehr und mehr bis zu einer Farbexplosion am Himmel. Der Himmel scheint zu brennen.
Im halbdunkeln mache ich mich auf den Rückweg, der steinig und steil ist. Als ich beim Auto ankomme, bin ich froh heil runtergekommen zu sein und fahre nach Brig in ein Hotel. Jetzt heisst es erst mal entspannen und duschen.
Val d’Hérens
Nachdem ich mal wieder ausgeschlafen habe, fahre ich ins Val d’Hérens nach Ferpècle. Ein schmales Strässchen führt hier zu einer mittlerweile bekannten Schwemmebene. Das kristallklare Wasser der umliegenden Gletscher und der pyramidenförmige Mont Miné schaffen hier eine einzigartige Landschaft. Das Wetter ist klar und die Sonne scheint noch die letzte Kraft des Spätherbst zu geben. Die Lärchen hier oben sind schön gelb und ich kann im T-Shirt das schöne Wetter geniessen. Nachdem die Sonne schon früh hinter den Bergen verschwindet, gehen langsam auch die Tagestouristen heim. Ich habe die ganze Umgebung für mich alleine. Ich entschliesse mich vor allem unten am Fluss ein paar Aufnahmen zu machen. Ich habe aber grössten Respekt vor dem Wasser, da ich ja im Engadin meine Kamera im Wasser zerstört habe. So halte ich die Kamera die ganze Zeit ganz fest. Der Sonnenuntergang wird weniger dramatisch als erwartet, aber die Szene mit dem klaren Wasser und dem einmaligen Berg im Hintergrund stimmt für mich. Nun muss ich mich entscheiden wo es als nächstes hin geht. Ich bin nun schon über eine Woche aktiv unterwegs und langsam müde. So entscheide ich mich mit der letzten Kraft noch ins Lötschental zu fahren und dort den nächsten Tag zu verbringen.
Lötschental
Die Übernachtung im Auto ist erholsam und so mache ich mich nach Sonnenaufgang auf zum Grundsee um diesen zu inspizieren. Dabei treffe ich auf Urs Schüpbach (www.ursusfortografie.ch), der dasselbe vor hat. Die Morgenstimmung ist schön und ruhig. Die Tagestouristen sind noch nicht da. Die Lärchen hier sind noch nicht ganz gelb. Zum Teil noch grün aber zum Teil auch schon orange, der Farbkontrast in diesem Herbst ist gewaltig. Ich laufe nun der Lonza entlang hoch um noch gelbere Lärchen zu finden, die ich vom Ufer aus fotografieren kann. Und siehe da, je weiter ich nach oben gelange umso schöner sind die kleinen Wasserfälle und die Lärchen. Gegen Mittag laufe ich zurück zur Fafleralp. Nun heisst es erst mal richtig Essen und geniessen. Völlig überessen und gesättigt lege ich mich an die Sonne und geniesse das warme herbstliche Wetter. Am späten Nachmittag laufe ich nochmals die kurze Strecke hoch zum Grundsee um den Sonnenuntergang von dort noch zu fotografieren. Zuerst glaube ich gar nicht mehr daran, dass das Licht die östlichen Bergflanken erreichen wird, da im Westen langsam Schleierwolken aufziehen. Aber dennoch findet die Sonne kurz vor dem verschwinden noch eine Lücke und lässt die Berge im roten Licht erscheinen. Die Kulisse hier ist einmalig. Die Schleierwolken im West verfärben sich später auch noch heftig, ich kann fast nicht aufhören mit Fotografieren.
Nun beschliesse ich nach Hause zu fahren. Die frischen Kleider sind alle aufgebraucht und meine Energie auch. So nehme ich den Autoverlad nach Kandersteg und fahre den schnellsten Weg nach Hause. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr.