Die Gletscherhöhlen in den Alpen sind selten und verändern sich jedes Jahr aufs Neue. Gegen Ende dieses Jahres zeigt sich das Wetter kalt und klar, das Lawinenrisiko ist gering. Für ein aktuelles Projekt reise ich zu einem weit entfernten Ort, um die benötigten Aufnahmen zu machen.
Früh am Morgen steige ich in den Zug und geniesse die lange Fahrt. Das schöne Wetter lockt zahlreiche Menschen in die Höhen, die dem grauen Nebel des Mittellandes entfliehen möchten. Am Startpunkt der Wanderung angekommen, beginne ich den Aufstieg. Etwa anderthalb Stunden geht es den Berg hinauf, gemeinsam mit vielen anderen Wanderern. Am Ende des Winterwanderwegs warnt ein Schild vor alpinen Gefahren. Ich bin überrascht, wie viele sich dennoch auf den abenteuerlichen, gut ausgetretenen Pfad zu den Gletscherhöhlen wagen. Aufgrund des geringen Schnees reichen heute dazu einfache Wanderschuhe aus.
Oben angekommen, herrscht geschäftiges Treiben. Tourismusportale haben kräftig die Werbetrommel gerührt, und nun strömen die Besucher. Alle wollen die beeindruckenden Höhlen bestaunen. Die grösste Höhle misst über 10 Meter im Durchmesser und reicht etwa 50 Meter tief – eine grandiose, aber auch gefährliche Kathedrale aus Eis.
Gegen Abend kehrt langsam Ruhe ein, und die letzten Tagesausflügler machen sich auf den Rückweg. Nur eine weitere Fotografin und ich bleiben zurück, um das magische Abendlicht am Höhleneingang einzufangen. Die Temperatur sinkt spürbar, doch durch ständigen Standortwechsel halte ich mich warm. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit trete auch ich den Rückweg an.
Gerade rechtzeitig erreiche ich den Bahnhof, um den letzten Zug nach Bern zu nehmen. Vor mir liegt eine lange Heimreise – genug Zeit, um die ersten Bilder zu sichten und mich von diesem Abenteuer in den blauen Höhlen zu erholen.
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