Seit ich vor einigen Jahren das erste Mal zum Sonnenaufgang auf der Schrattenfluh war, hat mich dieses Karstgebiet in den Bann gezogen. Die prägende imposant Kalksteinplatte ist aufgrund des Auswaschprozesses mit Rinnen, Rissen und abstrakten Formen versehen. So gehen wir nun fast jedes Jahr einmal mit Freunden im Sommer hoch, um dort einen gemütlichen Abend zu geniessen.
Dieses Jahr wählten wir eine neue Route, am frühen Nachmittag starten wir von der Alp Schlund aus steil hoch um dann die schroffen Karstfelder querfeldein zu überqueren. Hier muss ich erwähnen, dass dies nur von standfesten Personen gemacht werden sollte, die das Gebiet kennen. Denn dies ist nicht ohne, die aufstehenden Zacken sind scharf und es hat einige Löcher, die so tief sind, dass man das Ende nicht sehen kann. Mit jedem Tritt muss man über die kleinen ausgewaschenen Türme balancieren, das Vorwärtskommen ist langsam und so haben wir gegen zwei Stunden bis wir bei unserer Hütte angelangen. Zum Glück sind bereits am Mittag einige Wolken aufgezogen, sonst würde die pralle Sonne auf uns einwirken. Wir drei sind die letzten, alle anderen sind bereits vor uns gestartet und geniessen bei unserer Ankunft bereits das herrliche Sommerwetter.
Wie bereits bei den vorderen Erkundungen, habe ich die mittlerweile bekannte Steinformation im Auge. Vor allem eine Nachtaufnahme habe ich noch auf meiner Wunschliste, mit den entsprechenden Fotos aus dem vorderen Jahr bin ich nicht so zufrieden. Dazu habe ich dieses Mal mein Beleuchtungsequipment mitgenommen. Mein Ziel ist wie immer, die Aufnahme aus einem Foto machen zu können. Andere Fotografen sind hier weniger zimperlich und machen für den Vordergrund (Boden) und für den Hintergrund (Sternenhimmel) unterschiedlich lang belichtete Fotos und fügen diese im Computer dann zusammen. Einige machen dies sogar bei unterschiedlichen Tageszeiten und machen dann daraus hyperrealistische Fotos, sogenannte Timeblendings.
Wie gesagt habe ich den Anspruch alles aus einem Foto zu machen, was mir dann in der der Nachbearbeitung auch einiges an Zeit spart. Als gegen Mitternacht die astronomische Dämmerung vorbei ist und somit völlige Dunkelheit herrscht, mache ich mich auf zur Felsformation. Die zwei batteriebetriebenen LED-Pannels stelle ich wie geplant auf zwei Positionen auf, um die Szene mit ganz wenig Licht auszuleuchten. Diese Technik nennt man in der Fachsprache «Low Level Lightning (LLL)», welche durch den renommierten Astrofotografen Royce Bair in den USA bekannt wurde. Dabei nutz man ein gedimmtes LED-Pannel mit diversen Filter um mit ganz wenig Licht im Bereich von wenigen Lumen aus der Distanz die Szene gleichmässig auszuleuchten. Der Hype um die schönsten Nachtaufnahmen haben aber in den letzten Jahren zu Diskussionen geführt. Letztes Jahr haben die zwei bekannten USA-Nationalparks Arches und Canyonlands darauf reagiert und die Nachfotografie mit Beleuchtung für kommerzielle Fototourenanbieter verboten. Es wird mittlerweile auch davon ausgegangen, dass Nachtfotografie in den Nationalparks in Zukunft ganz verboten wird. Die Auswüchse dieses Trend führt bei diesen Massen in der schon ohnehin dichtestress geprägten Parks zu einem 24/7 Betrieb. Hinzu kommt, dass die Grundregeln für ein noch einzigartigeres Bild grob missachtet werden. Vandalismus und Littering sind nur einige Auswüchse die zunehmen. Die oft unscheinbar wirkende Bodenoberfläche besteht in den zwei Parks aus sogenannter «Soil Crust» (Biologische Bodenkruste), welche wichtige ökologische Funktionen Bodenstabilisierung und Wasserverhältnisse regulieren. Sie werden zum Beispiel durch Sohlenabdrücke beschädigt und können lange Zeiträume benötigen, um ihre Zusammensetzung und Funktion wiederherzustellen. Wir werden sehen wie sich dieser Trend dort und auch weltweit verhält.
So nun zurück zu meinem Projekt. Die LLL-Beleuchtung mag relativ einfach klingen, jedoch ist dabei zu beachten, dass jedes Hindernis im Einwirkungsbereich aufgrund der hohen Kamera-Sensorempfindlichkeit einen sichtbaren Schattenwurf erzeugt. Auch die Abnahme der Lichtwirkung auf die Distanz ist zu beachten, da je nach Positionierung der Leuchten nicht die ganze Szene ausgeleuchtet wird. Nach einigen Versuchen klappt mein Vorhaben, ich muss aber die Lichtquelle innert der Belichtungszeit (20 Sekunden) von Hand im Sprint verschieben um die Szene gleichmässig auszuleuchten. Mein Kreislauf ist mitten in der Nacht nun auf Hochtouren, so kommt es, dass ich die Nacht im Bett eher wach als im Schlaf verbringe. Frühmorgens geht es wieder auf für den Sonnenaufgang. Zum Glück kann ich bis zum Morgenessen nochmals ein wenig schlafen gehen. Dank den vielen mitgebrachten Köstlichkeiten ist das Morgenessen sehr ausgiebig und einfach lecker. Einige machen sich nun auf um noch ein wenig in den Felsen zu klettern, ich begebe mich nochmals zu Bett um für den Abstieg fit zu sein.
Ein super Wochenende geht zu Ende. Ich hoffe bald wieder mit allen dort oben zu sein.
Freunde geniessen die Abendsonne
Abendlicht
Sonnenuntergang
Milchstrasse über den Zacken
Sonnenaufgang
Morgenlicht