Von den zwei Bäumen hoch über dem Oeschinensee gibt es schon unzählige Fotos. Dennoch hat es für mich nie an Reiz verloren, selber mal dort hoch zu gehen. Bis heute hat sich mein Besuch am Seeufer abgespielt. Letztes Jahr war ich auf einer Wanderung über das Hotürli und den zwei Bäumen schon sehr nahe.
Es ist extrem warm für Mitte Mai. In der Abendsonne mache ich mich mit viel Gepäck auf zum See. Die Touristen kommen mir alle entgegen, niemand will mit mir hoch laufen. Die Pace ist hoch und ich bin froh, dass das Restaurant mir vor dem Schliessen etwas Kühles ausschenkt. Der Kopf ist rot und die Last schwer.
Um den See verteilen sich die letzten Besucher, ich gehe weiter nach oben. Der Schnee hat sich bereits auf über 2’000 Höhenmeter zurück gezogen und so komme ich zum Glück gut voran. Auf dem Oberbärgli angekommen, erwarten mich drei Wanderer, für die ich ein paar Fotos mache. Ausser Atem probiere ich die Personen mit dem Mobiltelefon in die Bergwelt einzurahmen. Sie sind froh über meine Tat und folgen mir dann mit etwas Abstand.
Über die Abeweid geht es weiter zum Aussichtspunkt mit den zwei Bäumen. Ich halte Ausschau nach einem geeigneten Biwakplatz. Ich möchte eine genügend grosse Fläche, nicht das ich im Schlaf über die Felsen rolle. Ich gebe die Suche schon fast auf und finde dann doch noch ein Plätzchen. Der Abgrund wird durch einen grossen Stein blockiert, so habe ich etwas Schutz vom Abgrund. Die letzten Wanderer ziehen an mir vorbei, ich koche erst mal ein Kaffee und geniesse den Ausblick. Nach einem reichhaltigen Nachtessen mache ich mich mal auf zum Fotografieren. Das Abendlicht leuchtet in den Felskessel und lässt die Berge im schönen Licht erstrahlen. Nach der Dämmerung mache ich mich auf in den Schlafsack. Es ist aussergewöhnlich warm, der Schlafsack ist fast zu dick.
Als um ein Uhr der Wecker klingelt, drehe ich mich noch ein paar Mal. Es ist mir zuwider aufzustehen, aber ich erkenne schon von blossem Auge die vielen Sterne. Als ich endlich angezogen bin, laufe ich mit zum Aussichtspunkt, unter mir ist tiefes Schwarz der Nacht. Vorsichtig taste ich mich auf den kleinen Vorsprung. Ich merke, das es gar nicht einfach ist ohne Sichtkontakt in luftiger Höhe zu stehen. Die 30 Sekunden Belichtung kommen wie eine Ewigkeit vor. Ich taumle etwas, da ich im Dunklen kein Fixpunkt habe. Ich stelle das Stativ etwas tiefer, damit ich zum Fotografieren absitzen kann. Erst als um drei Uhr der Mond aufgeht, packe ich zusammen und suche nochmals etwas Wärme im Schlafsack.
Bereist zum Sonnenaufgang bin ich wieder zustelle, jedoch ist dieser nicht so spektakulär und ich mache mir erst mal Frühstück. Gestärkt geht es nun runter ins Tal. Auf dem Weg finde ich noch ein paar schöne Stellen zum Fotografieren. Ein Zwischenstopp beim Restaurant am Oeschinensee stärkt mich mit Kaffee. Nach einem kurzen Schwatz geht es weiter runter. Die ersten Touristen kommen mir entgegen. Das Leben als Fotograf ist schon extrem antizyklisch. Zufrieden und heil bin ich beim Auto – Jetzt geht es mal nach Hause duschen.
Leave a reply