Die Berge in den Nordalpen unter 2.500m sind an diesem Nachmittag im Nebel gehüllt. Ich stehe kurz davor, meinen Plan für heute aufzugeben. Doch dann entscheide ich mich um und mache mich rasch auf den Weg ins Diemtigtal.
Die Fahrt hinauf zur Alp hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Die Tankanzeige blinkt bereits und mit jedem Höhenmeter scheint der Zeiger spürbar zu sinken. Das faszinierende Wolkenspiel lässt mich jedoch nicht umkehren. Angekommen auf dem Parkplatz, packe ich mein Equipment aus und mache mich auf den Weg zum See. Die Oberfläche des Sees ist spiegelglatt, die umliegenden Berge sind verhangen und ab und zu dringt Nebel in die Senke herab. Die roten Alpenrosen am Hang leuchten in voller Pracht. Das Licht verändert sich ständig, ab und zu brechen Sonnenstrahlen durch die Wolken und erhellen den Talboden.
Das letzte Mal war ich mit Martin Mägli (www.naturbild.ch) hier oben, damals noch mit Krücken. Mein Fuss ist nun vollständig genesen und es fällt mir viel leichter, die steilen Hänge zu bewältigen. Das letzte Licht dringt intensiv durch und beleuchtet einen Streifen am Berg. Ich eile zum See hinunter, um auch diese Perspektive festzuhalten. Anschliessend mache ich mich auf den Rückweg zum Auto und koche mir einen Kaffee auf dem Gaskocher. Nach und nach verschwinden die letzten Wolken und der Viertelmond erhellt die Landschaft. Gemäss meiner Planung sollte das Mondlicht nach Mitternacht optimal sein, wenn die Milchstrasse sich über die Bergkette schiebt. Geduldig warte ich am See, während feine Windstösse Wellen auf der Wasseroberfläche erzeugen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht ein anderer Fotograf, der mit seiner Stirnlampe die Dunkelheit erhellt. Ich bin erleichtert, als er kurz darauf zu mir kommt und wir gemeinsam die Szenerie bewundern und uns über verschiedene Themen unterhalten.
Kurz nach Mitternacht lässt der Wind nach und der See wird zu einem glatten Spiegel. Das Mondlicht taucht die Szene in ein sanftes Licht und die Milchstrasse spiegelt sich wunderschön im Wasser. Wir sind beide überglücklich, dieses Erlebnis teilen zu können. Kurz darauf frischt der Wind wieder auf und ich entscheide mich, die Session zu beenden.
Die Tankanzeige im Auto leuchtet immer noch, und ich muss blind nach Hause fahren, da der Mobilfunkempfang zu schwach ist. An der ersten Tankstelle angekommen, fällt die Anspannung von mir ab. Ohne Pannenhilfe erreiche ich sicher mein Zuhause.
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