Eigentlich bin ich im Winter gerne draussen in der Kälte, auch mit dem Zelt. Mit der richtigen Ausrüstung und mit ein wenig Überwindung sind die kühlen Nächte gar nicht so unbequem. Die aktuelle Lawinensituation ist bei der Planung das grosse Thema. Mit dem warmen Wetter sind Gleit- und Nassschneelawinen aktuell eine grosse Gefahr in den Bergen.
Darum entscheide ich mich zu einer übersichtlichen Route zu den Lobhörner, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht. Darum bin ich aber auch bereit, beim geringsten Risiko umzukehren. Am Nachmittag stehe ich nach einer kurzen Gondelfahrt in Sulwald und beginne von hier den Aufstieg zu den Lobhörner. Der Rucksack ist voll beladen, fast 20kg Equipment ist darin verstaut – warme Kleidung, Zelt und Fotoequipment. Bis zu den Lobhörner ist es zirka drei Kilometer und 1’000 Höhenmeter. Unter meinen Schneeschuhen schmilzt der Schnee an der Sonne fast weg, das Wetter ist herrlich und der Himmel wolkenlos.
Der Aufstieg ist sehr anstrengend und ich komme an meine physischen Grenzen. Nach zwei Stunden sind die letzten Meter steil und meine Oberschenkel brennen, ab und zu habe ich einen Krampf und muss kurz ausruhen. Auf einer sicheren Ebene trete ich den Schnee runter und stelle mein Zelt auf und breite mich auf die Nacht vor. Den warmen Daunenschlafsack ausrollen, Nachtessen kochen und schon geht es los zum Fotografieren. Kurze Zeit später leuchten die umliegenden Berge in der Abendsonne, die darauffolgende Blaue Stunde ist eindrücklich. Es wird nun spürbar kälter, ich verziehe mich ins Zelt und mache mir noch etwas Tee zum wärmen. Ich schlafe trotz der Kälte schnell ein, bis mich um fünf Uhr Morgens der Wecker aus dem Schlaf klingelt. Ich schlüpfe in die Kleider und in die noch steifen Schuhe. Der Mond ist bereits untergegangen und somit ist es stockdunkel. Ich eile auf den Grat, von wo ich die Milchstrasse über den Bergen im Osten erblicke. Mit Langzeitbelichtungen mache ich ein paar Bilder, bevor um sechs Uhr die Dämmerung einsetzt. Fast zwei Stunden lang teste ich alle möglichen Blickwinkel um die Lobhörner. Erst jetzt dringen die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Mönch hervor und beleuchten die freistehenden Lobhörner im schönsten Morgenlicht. Nach und nach wird mehr davon angeleuchtet.
Nun hat die Sonne auch mich erreicht und ich mache noch die letzten Fotos. Jetzt heisst es erst mal Schnee schmelzen und Wasser für das Morgenessen aufkochen. Nebenbei beginne ich mit Aufräumen und mit dem Abbau des Zeltes. Nun erblicken mich die ersten Tourenskifahrer und sind über meine Anwesenheit ein wenig überrascht. Die Schneeschuhe sind angeschnallt und der schwere Rucksack hochgehievt – es kann los gehen. Der Abstieg ist einfacher als gestern der Aufstieg. Ich kreuze auf dem Abstieg viele Tourengänger, heute scheint der ideale Tag in den Bergen zu sein – meiner ist aber bereits vorbei.
Für mich war es wieder einmal ein super Erlebnis in den Alpen. Hier die Fotos dazu:
Abendlicht
Blaue Stunde über Eiger, Mönch und Jungfrau
Milchstrasse über Eiger, Mönch und Jungfrau
Milchstrasse Panorama
Morgenlicht auf die Lobhörner
Morgenlicht auf die Lobhörner
Zeltplatz