Eine kleine Passstrasse führt hinauf auf die Jurahöhe. Ich bin zuversichtlich, denn das Regenradar zeigt für den Morgen noch einige Regenzellen an und die Scheibenwischer verbessern gerade aktiv die Sicht.
Doch plötzlich, auf 1.000 Metern, fahre ich aus der Nebeldecke heraus und über mir wird es schon fast hell. Ich parke schnell das Auto und eile, noch etwas verschlafen, den Hügel hinauf. Der ersehnte Nebel breitet sich als Nebelmeer über dem Mittelland aus und der Regen hat aufgehört. Trotzig laufe ich in der Umgebung umher und fluche leise vor mich hin. Mein Fotografenherz ist schon etwas gebrochen, doch ich kneife die Zähne zusammen.
Die hohen Wolken sind leicht erhellt und so gehe ich zum Sonnenaufgang noch etwas weiter nach oben zum Aussichtspunkt. Der Blick nach Osten ist beeindruckend; das Nebelmeer schwebt über den Hügel und es gibt eine kleine Öffnung in der Wolkendecke. Das Licht scheint hindurch und erleuchtet die Nebelfetzen. Von Westen bläst ein kräftiger Wind und Regen setzt ein. Immer wieder wird die Linse nass und muss gereinigt werden. Eigentlich könnte ich jetzt zusammenpacken und nach Hause gehen, denn so einen unerwarteten Sonnenaufgang gibt es selten.
Doch hebt sich der Nebel leicht und wenige Minuten später stehe ich in dichtem Weiss. Ich packe alles Material zusammen und renne den rutschigen Hang hinunter. Die nassen Jurasteine sind immer wieder für eine Überraschung gut, ab und zu rutsche ich und gleite ein paar Meter weiter. Doch mein Wille treibt mich unbedingt in den Wald. Dort angekommen, mache ich die ersten Fotos. Der Nebel kommt und geht, hat unterschiedliche Dichten. So variiert die Sichtweite und auch das Licht ist je nach Blickwinkel blauer oder gelber. Der grüne Boden und die frischen Blätter bilden zusammen mit den knorrigen dunklen Bäumen perfekte Motive. Genau so habe ich es mir vorgestellt. Ich verbringe die nächsten Stunden mit intensivem Fotografieren und Entdecken. Irgendwann kann ich nicht mehr und setze mich auf eine Bank. Genau in diesem Moment lässt der Nebel nach. Das muss ein Zeichen sein: Ein letztes Foto mit wenig Nebel, dann packe ich ein und mache mich auf den Weg nach Hause.
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