Am frühen Abend mache ich mich auf, um die Wanderung in das Hohgant-Gebiet in Angriff zu nehmen. Im Zick-Zack führt der kleine Pfad in die Höhe. Obwohl der Weg vermutlich fast nie begangen wird, ist er sehr stabil gebaut, aber extrem steil.
Nach mehreren hundert Höhenmeter erreiche ich die Schlüsselstelle der Wanderung, eine Felswand die ich durchqueren muss. An der Felswand hat es ein paar Seile montiert, die mir den nötigen Halt geben um die steile Passage zu überwinden, was mit dem schweren Fotorucksack gar nicht so einfach ist. Der Weg führt nun weiter hoch ins Karstgebiet. Ich laufe am Grat entlang, die Aussicht ins Emmental und in die Alpen ist wunderbar. Die Luft ist heute extrem klar und die Fernsicht einmalig. Die Alpweiden haben sich bereits braun verfärbt, die Laubbäume sind aber noch nicht so weit. Eine Gämse rennt grazil vor mir über den Weg, ich bin aber physisch am Anschlag und kann dabei nur staunen, mit welcher Leichtigkeit sich dieses Tier bewegt. Nun komme ich langsam ans Ziel, ein zerklüftetes Karstgebiet beim Hohgant. Die Steine sind hier extrem spitzig und hart. Ich balanciere vorsichtig von Stein zu Stein, in der einen Hand die Kamera am Stativ und die andere bereit zum Abstützen. Nach wenigen Minuten habe ich das Gelände ausgekundschaftet und habe nur noch wenig Zeit, bevor die Sonne hinter den Erhebungen verschwindet. Nach ein paar Fotos ist die Sonne weg und so mache ich mich rasch auf den Rückweg, denn ich habe die Stirnlampe zu Hause vergessen. Ich will die Schlüsselstelle noch in der Dämmerung erreichen und mich dann auf einen dunklen Abstieg vorbereiten. Wie erwartet laufe ich dann die letzte halbe Stunde durch die völlige Dunkelheit einen steilen Pfad runter. Zum Glück komme ich heil beim Auto an und kann zufrieden nach Hause fahren.