Nach einer Nacht im Zelt mit wechselhaftem Wetter steige ich vom Zeltplatz ab und bereite mir zunächst ein Frühstück zu. Auf dem Pass, wo ich mich befinde, weht noch ein frischer Wind, und die Wolken ziehen rasch vorüber. Die ersten Motorradfahrer passieren ebenfalls eilig, ihre Maschinen erzeugen einen ohrenbetäubenden Lärm – Naturerlebnis pur!
Die Parkplätze sind knapp, was auf die touristische Anziehungskraft der Region hinweist. Daher suche ich eine Weile nach einem freien Platz, um endlich aufzubrechen. Es ist nun Nachmittag, die Sonne beginnt langsam zwischen den Wolken hindurchzubrechen. Der Weg, den ich einschlage, führt steil hinauf in das karge Gebiet. Je näher ich dem höchsten Punkt, einem Pass, komme, desto heißer wird es. Ich verlangsame meinen Schritt und lege immer wieder Pausen ein. Schliesslich erreiche ich den Gipfel, von dem aus ich die ersten kleinen Seen erblicke. Mein Körper ist von Schweiss bedeckt, der entweder noch frisch ist oder bereits angetrocknet ist – ein leichter Wind weht immer noch. Von diesem Punkt an halte ich mich nicht mehr an den ausgetretenen Pfad und wähle stattdessen den direkten Weg durch das Gelände. Über farbenfrohe Steine und kleine, moosbewachsene Oasen gelange ich schliesslich zu meinem Ziel. Endlich erblicke ich die wunderschönen blauen Seen auf der Hochebene. Jeder See hat eine einzigartige Farbe, und von dieser erhöhten Position aus kann ich den Grund je nach See in der Tiefe erkennen. Solch glasklares Wasser habe ich selten gesehen. Ein See jedoch ist aufgrund der Gletschersedimente leicht getrübt und daher cyanfarben. Die Landschaft hier ist schlichtweg atemberaubend.
Ich finde einen Bachlauf mit zahlreichen Wasserfällen – der ideale Ort, um die dramatische Kulisse mit den Wolken und dem See zu fotografieren. Es entsteht eine beeindruckende Komposition. Der Abend bricht allmählich an, und ich hoffe auf sanftes Abendlicht. Doch die zuvor imposanten Bergspitzen bleiben unspektakulär. Als ich bereits damit beginne, meine Sachen zu packen, bemerke ich seitliches Licht, das die Berge beleuchtet. Die letzten zwei Minuten vor dem Sonnenuntergang zaubern ein magisches Licht über die Umgebung. Ich bin überwältigt von dieser Lichtshow in dieser natürlichen Arena. Hastig packe ich meine Ausrüstung zusammen und eile zwischen den Felsen hinunter zum See, um das letzte Tageslicht auf den Bergen einzufangen. Erneut verschwitzt erreiche ich unten und entdecke am Zufluss des Sees eine grosse Ansammlung von Wollgras. Erst als die Sicht immer schlechter wird, packe ich meine Sachen zusammen.
Am nächsten Morgen sitze ich früh am Hang und beobachte den Sonnenaufgang. Keine Wolken sind mehr am Himmel zu sehen, und ein heisser Tag zeichnet sich ab. Der Pfad über den Pass ist steil und mit Steinen übersät. Die Anstrengungen der vergangenen Tage machen sich bemerkbar, und ich muss mehrmals Pausen einlegen. Obwohl ich eigentlich noch eine weitere Tour unternehmen möchte, versagen mein Körper und schliesslich auch mein Geist. So mache ich mich Stunden später auf den Heimweg – bis zum nächsten Mal.
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