Ich stehe hier oben, während die Nacht langsam dem ersten Licht des Tages weicht. Etwas weiter unten liegt ein kleiner See, und noch weiter entfernt erstreckt sich ein grosser Stausee. Die perfekte Komposition vor der blauen Stunde zu finden, gestaltet sich schwierig, denn der Kamera-Sucher und das Display sind bei diesem schwachen Licht nicht besonders aussagekräftig.
Aber lassen Sie mich von vorne beginnen. Schon um vier Uhr morgens mache ich mich zu Hause auf den Weg, mit einer grossen Tasse aufgeschäumtem Milchkaffee an meiner Seite. So früh benötige ich diese kleine Unterstützung. Über eine Stunde später fahre ich bei guter Musik die Passstrasse hinauf, und es ist äusserst angenehm, da ich auf der weiten Strecke noch ganz alleine bin. Oben am Pass angekommen, parke ich neben den noch schlafenden Campern. Nachdem ich mir kurz die Schuhe zugeschnürt und Proviant gepackt habe, breche ich auf. Ich laufe entlang der Panoramastrasse, die zu dieser Zeit für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, und steige in die Dunkelheit hinab. Nach einer Weile erreiche ich den Aussichtspunkt, an dem ich nun stehe.
Langsam beginnt das Morgenlicht die östlichen Bergketten zu erhellen. Von hier aus zeigt sich die Schönheit der Berner Alpen von einer anderen Seite, aber keineswegs weniger beeindruckend als vom Mittelland aus. Trotzdem habe ich hier oben nur einen kurzen Zwischenstopp geplant. Ich möchte nun weiter hinabsteigen, um das erste Tageslicht auf der Berghangflanke einzufangen. Hier unten leuchten die Bodenpflanzen in den schönsten Herbstfarben. Rote und gelbe Töne dominieren den Boden, dazwischen die Steine mit den grünen Flechten. Nach und nach färben sich die Schleierwolken rot, und kurz darauf werden die ersten Bergspitzen von der Morgensonne erleuchtet.
Nun fahren die ersten Autos auf der Strasse hin und her. Für mich ist der Morgen gut verlaufen; die gewünschten Fotos sind im Kasten, und meine Beine werden langsam müde. Zurück am Auto mache ich erst einmal eine Pause für ein Morgenmahl und dann geht es zurück nach Bern. Zu Hause warten die Familie und jede Menge Arbeit auf mich. Der Herbst hat nun definitiv Einzug gehalten, und ich freue mich auf all die kommenden Erlebnisse.
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